Mittwoch, 27. Oktober 2021
Suchterkrankung in der Familie
„Wiesel“ hilft betroffenen Kindern
St. Ingbert. Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien und Lebenspartnerschaften im Saarpfalz-Kreis können im Caritas-Zentrum Saarpfalz in einem geschützten Rahmen über ihre Sorgen und Probleme sprechen. Das für die Betroffenen kostenfreie Projekt „Wiesel“ gibt es seit Juni diesen Jahres.
Leiter Andreas Heinz vom Caritas-Zentrum Saarpfalz hat jetzt zusammen mit Ansprechpartnerin Sandra Bähr eine erste positive Bilanz gezogen.
„Kannst du dir vorstellen, für uns ein Wiesel-Bild zu malen, das wir hier in unseren Räumen aufhängen?“, fragte Sozialpädagogin Sandra Bähr und erhielt von ihrem kleinen Gegenüber ein schnelles „Ja, gerne!“ Seit kurzem nun hängt das Bild des elfjährigen Kindes in der Caritas-Etage im Familienhilfezentrum in der Spitalstraße 9 in St. Ingbert. In der Mitte steht „Wiesel“, umrankt von weißen Wolken und einem schwarzen Herz auf blauem Hintergrund.
„Lernen, mit der Situation zu leben“
Die Kinderzeichnung macht deutlich, worum es in dem Projekt geht: um Sorgen, Vertrauen und Öffnung. Das Kind, das aus einer suchtbelasteten Familie kommt, hat zu Sandra Bähr in den vergangenen Monaten Vertrauen gefasst und öffnet sich ihr gegenüber im vertrauensvollen Gespräch beim gemeinsamen Pizzabacken oder Malen. „Die Kinder haben ein Bedürfnis, über die Sucht ihrer Familie zu reden. Es bewegt sie. Unser Ziel ist es, die Kinder dabei zu unterstützen, mit der Situation leben zu lernen“, erklärt die Caritas-Mitarbeiterin. Dabei spielen nach ihren Worten auch Gespräche mit Eltern, Geschwistern oder Verwandten eine wichtige Rolle.
„Sucht ist nicht weit weg“, weiß Caritas-Chef Andreas Heinz, der in der Suchtberatung seit Jahrzehnten in verschiedenen Funktionen tätig ist. Nach einer Schätzung der Bundesdrogenbeauftragten aus dem Jahr 2017 wachsen in Deutschland drei Millionen Kinder und Jugendliche (3,75 Prozent der Bevölkerung) in einer suchtbelasteten Familie oder Lebensgemeinschaft auf. „Demzufolge können wir davon ausgehen, dass im Saarpfalz-Kreis über 5.600 Kinder und Jugendliche betroffen sind und mit der Suchtkrankheit von Familienmitgliedern zurechtkommen müssen. Dabei wollen wir sie unterstützen und sie zugleich davor schützen, selbst suchtkrank zu werden oder sich einen suchtkranken Partner zu suchen.“ Nach seinen Angaben kommt ein Drittel aller suchtkranken Menschen aus einer Suchtfamilie. Zwei Drittel der Mädchen wählen einen Partner mit einer Suchterkrankung.
Wie erreicht man diese Kinder?
Das vom Sozialministerium finanzierte Projekt „Wiesel“ gibt es inzwischen saarlandweit in jedem Landkreis. Es setzt darauf, mit den betroffenen jungen Menschen ebenso sinnvolle wie entlastende Zeit zu verbringen und gestalten. So dass die Kinder und Jugendlichen nach und nach über ihre sie belastenden Familienerfahrungen sprechen. Das kostenlose Angebot richtet sich auch an die suchtkranken Eltern oder Erziehungsberechtigten selbst.
Für den Saarpfalz-Kreis ist das Projekt beim Caritas-Zentrum Saarpfalz angesiedelt. Bislang gibt es einige feste Anmeldungen und mehrere Anfragen. Über die Einzelgespräche hinaus sind auch Gruppengespräche und Gruppen-Aktivitäten möglich, über die vermittelt werden kann, dass die Kinder mit ihren Sorgen und Nöten nicht allein sind.
Seit Juni intensiviert Ansprechpartnerin Sandra Bähr Kontakte zur Schulsozialarbeit, pädagogischen Fachkräften in anderen sozialen Einrichtungen sowie zu Kolleginnen und Kollegen aus der saarländischen Suchtberatung. So ergaben sich bereits mehrere Veranstaltungen, in denen die Caritas-Fachkraft über die Gefahren von legalen und illegalen Suchtmitteln aufklären und für das Projekt „Wiesel“ werben konnte.
Kontakt:
Caritas-Zentrum Saarpfalz
Familienhilfezentrum
Spitalstr. 9
66386 St. Ingbert
Ansprechpartnerin: Sandra Bähr, „Wiesel“-Handy: 0152/56530742
Foto: Caritas-Zentrum Saarpfalz
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