Dienstag, 17. Mai 2022
„Wir sind nicht allein auf dieser Erde!“

Bischof Wiesemann und Tanja Rieger im Gespräch. Aus Gründen der Vertraulichkeit wurden die Firmlinge anonymisiert.
Reger Online-Austausch mit Firmlingen und Bischof feiert Premiere
Rheinland-Pfalz/Saarpfalz. Am Montag, den 16. Mai, traf sich Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann erstmals online mit rund 40 Firmlingen. Das anderthalb Stunden dauernde Gespräch diente dem gegenseitigen Austausch. Moderiert von Tanja Rieger, Referentin für Katechese, reichten die Themen von zeitgemäßer Kirche, über den Klimawandel bis zum Leben nach dem Tod.
Bischof Wiesemann klinkte sich direkt aus dem Bischofshaus in Speyer ein. Mit Blick auf den circa tausend Jahre alten Dom, präsentierte er ein kleines Dom-Modell aus dem 3D-Drucker: „Im Laufe seiner Geschichte erlebte der Dom Kriege und Revolutionen, wurde teils schwer beschädigt – und wieder aufgebaut.“ Und so müsse auch Kirche selbst immer wieder neu gebaut werden.
Nach dem kurzen Kennenlernen konnten per Mikro oder im Chat beliebig Fragen an den Bischof gestellt werden. Die erste Frage thematisierte den Zölibat - „Wie stehen Sie dazu?“, fragte ein Firmling. Bischof Wiesemann begründete seine persönliche Entscheidung zur Enthaltsamkeit damit, dass er all seine Kraft in seine Berufung legen wolle. Generell auf das Priestertum bezogen meinte er aber: „Jeder sollte wählen können.“ In den pastoralen Berufen sei zu sehen, dass sich Familie und Glaubensverkündigung nicht ausschließen: „Ich unterstütze den Vorschlag im Rahmen des Synodalen Weges, auch Verheiratete zu Priestern weihen zu können.“
Wiesemann rief die Jugendlichen dazu auf, ihre Kirche mitzugestalten. Eine eigene Ästhetik, beispielsweise andere musikalische Ausdrucksformen, seien ein Beispiel dafür. Zu der Frage nach Frauen im Priesteramt antwortet er, dass es „möglich sein müsste“; mit der Einschränkung, dass es hier eine weltkirchliche Regelung braucht. In Bezug auf LSBTI*-Menschen und Geschlechtergerechtigkeit stellte der Bischof Nachholbedarf fest: „Wir müssen die Menschen annehmen wie sie sind. Da haben wir viel zu lernen.“
Eine Frage mit verschiedenen Antwortmöglichkeiten war die nach dem Leben nach dem Tod. „Keiner kann sagen, was dann passiert.“, so Bischof Wiesemann. Allerdings gebe es sehr viele Vorstellungen dazu, von Nahtoderfahrungen bis hin zu verschiedensten religiösen Aussagen. Zeit und Raum könnten ihre Bedeutung verlieren, das Individuum auch. Die Liebe Gottes zu spüren, sei da eine tröstliche Vorstellung.
Angesprochen auf einen möglichen Gegensatz zwischen Wissenschaft und Religion, schwärmte Wiesemann von den Wundern der Natur. Viele Jugendliche beteiligten sich mit Beiträgen, die aus ihrer Sicht „Wundern“ entsprechen, beispielsweise die Musik oder der Computer. In der Vergangenheit waren auch einige Kirchenleute hervorragende Wissenschaftler, bemerkte der Bischof.
Gefragt nach den wichtigsten Anliegen an Kirche und Gesellschaft, erwähnte die große Mehrheit der Jugendlichen den Klimawandel. Es stelle sich teils ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit ein, wenn mit guten Argumenten keine Verhaltensänderung im nötigen Umfang erreicht werden könnten. Auch der Krieg in der Ukraine sowie die „Wiederholung von Fehlern der Vergangenheit“ belasteten die Firmlinge.
Bischof Karl-Heinz Wiesemann beendete die Runde dennoch optimistisch: „Wenn es keine Gerechtigkeit miteinander gibt, wachsen auch die Unruhen. Der Glaube hat eine positive Kraft uns zu bestärken.“ Dabei appellierte der Bischof an die Jugendlichen, nicht zu resignieren: „Zwischen Empörung und Fatalismus brauchen wir junge Menschen, die sich für etwas positives einsetzen - wir sind nicht allein auf dieser Erde!“
Text/Screenshot: is
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