Montag, 30. Mai 2022
Von der unglaublichen Kostbarkeit des Glaubens
Bischof Wiesemann feiert Festgottesdienst in der Hofkirche
Bruchsal. Auf dem Altar flackern die Kerzen in den prunkvollen, silbernen Barockleuchtern. Der Hofkirchenchor singt sich ein für die Missa solemnis in C: Dieses Werk von Johann Evangelist Brandl, dem letzten Bruchsaler Hofmusikdirektor, hat Bezirkskantor Dominik Axtmann passend ausgewählt für den Festgottesdienst am 29. Mai 2022 zum 300. Jahrestag der Schlosskirche St. Damian und Hugo. Und aus Speyer, das für die damaligen Fürstbischöfe einen Tagesritt von Bruchsal entfernt lag, hat sich Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann auf den Weg gemacht. Zusammen mit Stadtpfarrer Dr. Benedikt Ritzler und Diakon Bernhard Wilhelm zelebriert der Gast von der anderen Rheinseite die besondere Sonntagsmesse.
Das Halleluja ist kaum verklungen, die Festgemeinde und zahlreiche Ehrengäste wie Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick haben Platz genommen, da ist Bischof Wiesemann schon mit der speziellen Architektur der Hofkirche vertraut. Sein aufmerksamer Blick schweift mal nach links, mal nach rechts, um alle Anwesenden einzubeziehen, denn das ist ihm ein besonderes Anliegen: die Gläubigen ganz direkt anzusprechen. Und so steht im Zentrum seiner Predigt natürlich die Historie, die Bruchsal und Speyer über Jahrhunderte verbindet. Viel zentraler aber sind ihm die Erfahrungen, die wir Menschen, die wir als Kirche aus der Geschichte ziehen können, „in die Gott seinen roten Faden eingewoben hat“.
„Wenn unser Herz bei Gott ist“, betont Wiesemann, spüren wir „eine Hoffnungskraft, etwas, das durch die Zeit trägt“. Um welche Wirren der Zeit es auch geht, dieser „Anker“ ist da und es ist „unglaublich kostbar, Glaube als Anker zu haben“, so der Speyrer Bischof weiter. Das galt für die Zeit der Fürstbischöfe und gilt genauso und besonders heute, wenn Krieg, Klimawandel und Kirchenkrise Schlagzeilen machen. Gerade da, davon ist Zelebrant Wiesemann überzeugt, „öffnet Glaube Perspektiven, auch für die eigene, persönliche Biografie“. Mit seiner warmen Stimme gibt er den Gottesdienstbesuchern an diesem strahlenden Sonntag deshalb mit auf den Weg: „Mitten im Herzen ist eine Kraft, die lebensfreundlich ist zwischen Fatalismus und Empörung - und aus der zu leben lohnt sich!“
Diese Kraft findet ihren Ausdruck eben auch im Feiern - sei es in der exklusiven musikalischen Messvertonung, sei es mit dem besonderen Sonntagsgottesdienst oder sei es bei den Festlichkeiten rund um den Schlossgeburtstag. Und deshalb lud der „heutige Schlossherr“, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württembergs, der Historiker Michael Hörrmann, den Bischof gleich ein, nur ein Haus weiterzugehen: Im Marmorsaal verewigt sich Wiesemann dann sogar in zwei goldenen Büchern - dem der Stadt Bruchsal und dem vom Schloss selbst. Danach folgt eine kurzweilige Führung durch die Beletage, wobei Schlössermanager Hörrmann kunsthistorische Fakten versiert mit kuriosen Anekdoten verknüpft - bis hin zu dem barocken Problem vom „Loch in der Mitte“ mit der genial-berühmten Treppenlösung von Balthasar Neumann. Auch hier gilt: Der Rest ist Geschichte.
Text: Katharina Werle, Fotos: Annette Göring © Röm.-kath. Kirchengemeinde St. Vinzenz, Bruchsal
Diese Meldung und weitere Nachrichten des Bistums wurde veröffentlicht auf der Internetseite www.bistum-speyer.de