Donnerstag, 09. März 2023
Stimmen aus dem Bistum zum Synodalen Weg
Von 9. bis 11. März tagt die fünfte Synodalversammlung in Frankfurt
Speyer. In Frankfurt am Main tagt von 9. bis 11. März die fünfte Vollversammlung des Reformprojekts "Synodaler Weg". Kirchlich engagierte Menschen aus dem Bistum Speyer äußern sich zu ihren Hoffnungen mit Blick auf den Synodalen Weg und Veränderungen in der katholischen Kirche.
Welche Hoffnungen setzen Sie in diese letzte Synodalversammlung?
Diese Frage stellte die Redaktion der Bistumszeitung "der Pilger" Laienvertreterinnen und -vertretern, Priestern, einem Mitglied des Betroffenenbeirats bzw. der Unabhängigen Aufarbeitungskommission für den sexuellen Missbrauch sowie einem Bistums-Delegierten des Synodalen Weges.
Stefan Angert, Ludwigshafen, Katholikenratsmitglied:
Es kommt nun vor allem noch darauf an, dass weitere Texte beraten und beschlossen werden können. Die Themen müssen dann im "Synodalen Ausschuss" weiterbearbeitet werden, damit erste Umsetzungen in den Diözesen sichtbar werden. Dabei hoffe ich sehr auf unseren Bischof, seinem klaren Votum nun auch konkrete Schritte und Umsetzungen im Bistum Speyer folgen zu lassen.
Pfarrer Axel Brecht, Dekan in Landau:
In der Diözese Speyer hat sich in den letzten Jahren in Form der Diözesanversammlung Synodalität bewährt. Ich hoffe, dass es in vielen Bistümern selbstverständlich wird, gemeinsam Verantwortung in der Kirche zu übernehmen und im Dialog an zukunftsfähigen Lösungen für die aktuellen Probleme zu arbeiten. Besonders die Fragen „Frauen in kirchlichen Ämtern“ und der „Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt“ sowie entsprechende Segensfeiern brauchen mutige Antworten. Und nicht erst in fünfzig Jahren.
Pfarrer Dominik Geiger, Dekan in Ludwigshafen:
Meine Hoffnung für diese abschließende Versammlung des Synodalen Weges ist, dass alles, was da im Vorfeld an Politik betrieben wurde, möglichst beiseitegelassen und mit Blick auf den gemeinsamen Glauben gut beraten werden kann. Ich finde richtig, dass Fragen über die Sexualmoral besprochen werden, auch über die Rolle der Frauen oder über den Zölibat der Priester. Aber es muss auch darüber, was der Glaube ist und wie wir ihn verkünden wollen, dringend gesprochen werden. Ich hoffe, dass ein Zurückfahren von Politik und Ideologie möglich ist, zugunsten einer Beschäftigung mit dem Evangelium und seiner Verkündigung.
Gaby Kemper, Rülzheim, Vorsitzende der Diözesanversammlung im Bistum Speyer
Ich hoffe sehr, dass im Sinne einer synodalen Kirche auf die drängenden Fragen, auch mit Blick auf einen synodalen Rat und synodale Gremien in den Bistümern, gemeinsame Antworten gefunden werden, und dass der gemeinsame Weg fortgesetzt wird. Die Arbeit ist mit Abschluss des Synodalen Weges ja nicht getan, sondern wird auf Bundesebene und in manchen Bistümern erst beginnen. In Speyer haben wir uns mit dem neu gegründeteten Ausschuss "Überarbeitung der DV-Satzung und Geschäftsordnung", in dessen Arbeit die Beschlüsse des Synodalen Weges berücksichtigt werden sollen, bereits auf den Weg gemacht. Ich hoffe, dass wir nicht enttäuscht werden.
Bernd Held, Schiffweiler, Mitglied des Betroffenenbeirates und der Unabhängigen Aufarbeitungskommission (UAK):
Die Hoffnung, dass der Synodale Weg zu großen Veränderungen führt, habe ich für mich gedanklich schon beiseitegelegt. Wenn ich die Signale aus dem Vatikan richtig deute, dann ist das letztlich ein totgeborenes Kind. Denn wenn einmal Reformen in der Kirche angestoßen werden, sagt der Vatikan: „Nein, was ihr da in Deutschland macht, das passt nicht in die Weltkirche.“ Immerhin: Als 2019 der Synodale Weg gestartet wurde, war ich sehr angenehm überrascht, dass sich die Bischöfe den ganz heißen Eisen stellen wollen, etwa in der Sexualethik oder im kirchlichen Arbeitsrecht. Aber vieles von der Aufbruchsstimmung ist leider doch ganz schnell verraucht. Für mich sitzen zu viele Bischöfe aus dem konservativen Lager in der Deutschen Bischofskonferenz.
Kathrin Schek, Kindsbach, Mitglied in der Jungen Kirche Speyer und im Hauptausschuss der Diözesanversammlung des Bistums Speyer
Ich wünsche mir positive Abstimmungen, die auf Fortschritte in der Kirche bei uns in Deutschland zielen. Und davon ausgehend natürlich auch einen Anstoß zu Veränderung und zum Umdenken in Rom. Für mich ist Gleichberechtigung selbstverständlich und in der Kirche zwingend notwendig, um glaubwürdig zu sein. Ausgrenzung von Menschen, u.a. aufgrund ihrer Sexualität oder ihres Geschlechtes, müssen dafür beendet werden. Ein "Weiter so" ist meiner Ansicht nach keine Option, Veränderung ist eine existenzielle Frage für die Kirche. Und ich hoffe, dass das Miteinander-Sprechen und das Ringen um gemeinsame Lösungen auch nach dieser Synodalversammlung weiter geht. Danke an alle Synodalen für ihren Einsatz!
Pfarrer Volker Sehy (Maria Rosenberg), Delegierter des Speyerer Priesterrats beim Synodalen Weg:
Drei konkrete Hoffnungen habe ich. Bei der abschließenden Synodalversammlung ist im Blick auf den sexuellen Missbrauch im Raum der Kirche eine besondere Veranstaltung, eine künstlerische Performance namens „verantwort:ich“ geplant: Ich wünsche mir, diese Performance gelingt so, dass sie Menschen ins Herz trifft. Diejenigen, die Missbrauch überlebt haben, ermutigt und stärkt, diejenigen, die Missbrauch vertuscht und verharmlost haben, aufrüttelt und alle motiviert, das Ihre dazu beizutragen, dass Missbrauch nicht mehr passiert. Ich bin über diesen Weg der künstlerischen Darstellung sehr froh und habe mich daher gerne, mit ganzem Herzen, daran beteiligt. Ich bin der Ansicht, das Thema Missbrauch und die Aufarbeitung hätte insgesamt mehr Raum beim Synodalen Weg gebraucht, es wurde zu oft von anderen kirchenpolitischen Themen überlagert. Meine andere Hoffnung ist, dass meine Befürchtungen sich nicht erfüllen und sich die Gräben zwischen Rom und der Kirche in Deutschland, zwischen der Mehrheit und der Minderheit der Delegierten, zwischen Bischöfen und Gottesvolk nicht noch weiter vertiefen. Ich denke, alle in der Versammlung sind sich einig, dass es keinen Missbrauch mehr geben darf. Und: dass es Reformen in der Kirche braucht. Aber welche das sind, das ist die Frage. Hoffentlich eskaliert die hoch emotionalisierte Atmosphäre nicht weiter. Meine dritte Hoffnung schließt sich daran an: dass Gott Raum bekommt, einzugreifen und zusammenzufügen, was wir Menschen offensichtlich nicht schaffen.
Hede Strubel-Metz, Ludwigshafen, Katholikenratsmitglied, engagiert in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen und bei Donum vitae:
Welche Hoffnung ich in die letzte Versammlung setze? Dass die Menschen standhaft bleiben, die klar und deutlich eine Veränderung in der Kirche wollen zum Wohle der Menschen. Auf jeden Fall muss der Synodale Weg auch ohne Rom weitergeführt werden. Wir leben in einem Land, das für sich und seine Menschen sorgen muss. Weil wir katholisch sind, müssen wir nicht alles auf der ganzen Welt gleich tun. Das tun die Katholiken in Deutschland ja auch nicht. Und trotzdem sind wir alle Jünger Jesu. Ich bin mit den synodalen Fragen in Deutschland voll einverstanden. Daran müssen wir unbedingt weiter arbeiten. Wenn die Menschen die Kirche nicht mehr verstehen, weil sie Erwartungen predigt, die nicht in die Lebensphase passt, dann verliert sie sie. Auch ich denke und glaube heute anders als vor Jahren. Das Leben hat mich geprägt. Und ich bin sicher, dass ich trotzdem auch heute in Jesu Fußstapfen gehe.
Foto: Synodaler Weg/Maximilian von Lachner
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