Dienstag, 21. März 2023
„Das alles macht einen traurig, wütend und sprachlos!“
Pater Gerd Hemken SCJ war fast zwei Wochen in der Ukraine
Neustadt. „Am schlimmsten waren zwei Erfahrungen: Die vielen alten Menschen, die zurückbleiben und oft kaum genug zum Überleben haben. Und dann die vielen Soldaten, die im Krieg kämpfen müssen, und ihre Familien – vor allem die Kinder –, die in unendlicher Angst um ihre Männer, Väter und Söhne sind.“
Dieses Fazit zieht der Herz-Jesu-Priester Pater Gerd Hemken SCJ nach einer knapp zweiwöchigen Fahrt durch die Ukraine. Der Rektor des Klosters Neustadt war mit einem Transporter unterwegs, voll beladen mit Lebensmittel- und Sachspenden, die Menschen aus Neustadt und Umgebung gebracht hatten.
Nach 12 Tagen und 6900 Kilometern kehrte er zurück. Die Ziele seiner Reise waren erfüllt: „Ich wollte die Spenden in die Ukraine bringen und schauen, was mit unseren bisherigen Spenden geschehen ist. Außerdem wollte ich in Erfahrung bringen, wie wir in Zukunft noch besser und konkreter helfen können.“
Über Polen gelangte P. Hemken gemeinsam mit seinem polnischen Mitbruder Pater Piotr Chmielecki SCJ in die Ukraine. Ziele waren zwei der Klöster der Herz-Jesu-Priester in dem kleinen Dorf Perszotrawensk sowie in Irpin, einem Vorort von Kiew, außerdem Charkiw und ein weiterer Ort ganz im Osten der Ukraine, nahe der russischen Grenze. Dort hat er mit eigenen Augen die ganz großen, massiven Zerstörungen gesehen. Auch das Sirenengeheul war allgegenwärtig.
Besonders im Osten der Ukraine sehen die Herz-Jesu-Priester weiterhin viel Handlungsbedarf. Die alten und verarmten Menschen trafen sie vor allem in Izjum und Charkiw. Die jungen Leute nahe der russischen Grenze sind weggezogen, weggegangen, geflüchtet. Bei den Alten ist die Not auch deshalb so groß, weil sie nur 60 bis 80 Euro pro Monat an Rente bekommen. Die Lebensmittel, die man in den noch vorhandenen Läden kaufen kann, sind aber fast genauso teuer wie bei uns. Von daher waren die Menschen sehr froh über die Lebensmittelpakete, die P. Hemken und P. Chmieleck zusammen mit Ehrenamtlichen verteilten.
380 solcher Pakete waren in Pershotrawensk in einer Pfarrei der Herz-Jesu-Priester gepackt worden. Die Ehrenamtlichen haben dabei nicht nur die mitgebrachten deutschen und polnischen Lebensmittel verpackt, sondern Eigenes dazugetan: vor allem Eingemachtes und Kartoffeln. Diese Hilfsbereitschaft hat P. Hemken beeindruckt: „Die Gastfreundschaft der Menschen, aber auch die Solidarität und das Mitgefühl, anderen etwas abzugeben, auch wenn man selbst so wenig hat!“
Viele persönliche Schicksale haben die Herz-Jesu-Priester hautnah erlebt – den jungen Familienvater etwa, der in Bachmut als Sanitäter eingesetzt ist und kurz die Gelegenheit bekam, seine Frau zu treffen. Bei der Verabschiedung –„mehr als herzzereißend“, so Pater Hemken – wussten sie nicht, ob sie sich wiedersehen werden.
Oder eine beklemmende Atmosphäre in einem kleinen Dorf auf der Rückreise: Am Straßenrand alle paar Meter ein Grablicht. Die Gemeinde wartete auf einen gefallenen Soldaten und erwies ihm die letzte Ehre. Später haben die Herz-Jesu-Priester im Radio gehört, dass am Vortag alleine in Bachmut 200 Soldaten gefallen waren. „Das alles macht einen traurig, wütend und sprachlos!“
Beeindruckend waren für P. Hemken die Größe des Landes und die Unterschiede in der Entwicklung: Hier ländliche Gebiete, in denen er sich um 70 Jahre zurückversetzt fühlte, dort Großstädte wie Kiew, sehr modern, hoch technisiert und digitalisiert.
„Es wird nicht meine letzte Fahrt gewesen sein“, kündigt P. Hemken an. Zu viel hat er gesehen, zu viel Leid erlebt. Und in den vielen Gesprächen – unter anderem mit Bischof Pavlo Honcharuk von Charkiw – sind Pläne gereift, wie die Hilfe durch die deutschen und polnischen Herz-Jesu-Priester aussehen kann.
„Die Menschen in der Ukraine sind dankbar für jede Spende – und für unsere Gebete um den Frieden“. Denn Gottesdienste und Gebete helfen den Menschen durch ihre schwere Zeit. Die Herz-Jesu-Priester sind als Seelsorger und als Priester sehr gefragt. Auch diese Erfahrung hat P. Hemken mitgebracht.
Wenn Sie die Arbeit der Herz-Jesu-Priester in der Ukraine weiterhin unterstützen möchten, nutzen Sie bitte diese Bankverbindung:
IBAN DE05 4006 0265 0000 1230 00
BIC GENODEM1DKM bei der DKM Münster eG
Stichwort: Spendentransport Ukraine
Text: Kloster Neustadt/Foto: Hemken
Diese Meldung und weitere Nachrichten des Bistums wurde veröffentlicht auf der Internetseite www.bistum-speyer.de