Montag, 24. August 2015
90 Jahre eine wichtige Säule des kirchlichen Lebens
Kolpingsfamilie Zellertal-Zell feiert Jubiläum - Zahlreiche Auszeichnungen
Zellertal-Zell. Großer Bahnhof im kleinen Dörfchen Zell. Mehrere Hundert Teilnehmer feierten am Samstag das 90-jährige Bestehen der Kolpingsfamilie Zellertal-Zell. Auf den Tag genau – vor neun Dekaden – am 22. August 1925 – hatten 15 Gründungsmitglieder im Zeller „Gasthaus Rupp“ den Katholischen Gesellenverein (heute Kolpingsfamilie) aus der Taufe gehoben. „Gründervater“ und Präses war der aus Bobenheim-Roxheim stammende, Zeller Pfarrer Joseph Kapper.
Den Auftakt des Jubiäums bildete eine Festmesse in der vollbesetzten Zeller Pfarr- und Wallfahrtskirche. Prediger war dabei der frühere Zellertaler Pfarrer Rudolf Schlenkrich aus Kusel, der den Gottesdienst zusammen mit Pfarrer Erhard Elsner, Diözesan-Kolpings-Präses Michael Baldauf und den beiden Diakonen Andreas Stellmann und Helmut Weick feierte. Zuvor hatte die Kolping-Musikkapelle Zell, die Geistlichen am Zeller-Kolpinghaus abgeholt. Zusammen mit den Bannerträgern befreundeter Kolpingsfamilien aus dem Wonnegau und der Pfalz, gab es eine festliche Prozession zur St. Philippskirche.
Erinnerung an das Lebenswerk Kolpings
Pfarrer Schlenkrich erinnerte an die Anfänge der Zeller Kolpingfamilie und umriss Person und Lebenswerk des 1991 durch Papst Johnnes Paul II. selig gesprochenen „Gesellenvaters“ Adolph Kolping. Der 1813 in Kerpen bei Köln, als Sohn einer Schäferfamilie geborene Adolph Kolping, habe sich bereits frühzeitig mit der Problematik der sozialen Gerechtigkeit und der Bedeutung der Familie auseinandergesetzt. Kolping, der zunächst das Schusterhandwerk erlernte, hatte als Wandergeselle viel Not und Elend erfahren. Die aufkeimende Industriealisierung - mit ihren menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und die Entwurzelung vieler junger Menschen, hätten Kolping zutiefst berührt und motiviert. Kolping holte das Abitur nach, studierte Theologie in Köln, Bonn und München – und wurde Priester. In Köln gründete er 1849 den „Katholischen Gesellenverein“ Danach sei es Schlag auf Schlag gegangen.
1865 – dem Todesjahr Kolpings – gab es in Deutschland bereits 418 Gesellenvereine mit rund 25 000 Mitgliedern. Zwischenzeitlich hatte Kolping zahlreiche Gesellenwohnheime organisiert sowie Kranken- und Rentenkassen eingeführt. Heute sei das Kolpingwerk weltweit in 60 Ländern engagiert. Es gibt 5 800 Kolpingsfamilien mit rund 450 000 Mitgliedern. Davon 265 000 in Deutschland. Pfarrer Schlenkrich spannte eine Brücke in die Gegenwart – und konstatierte, dass die Ideale Adolph Kolpings auch heute noch brandaktuell sind. Der Einsatz für menschenwürdige Arbeitsbedingungen und Entlohnung habe noch immer seinen festen Sitz im Leben. Gleiches gelte auch für die Familien – die in der modernen Welt oft großen Belastungen ausgesetzt seien.
Schlenkrich erinnerte an das mutige christliche Bekenntnis der Zeller „Kolpingsfamilie“ während der Nazi-Diktatur. In dieser Zeit riskierten nicht wenige Zeller für ihre Überzeugung und ihren Glauben – Kopf und Kragen. Pfarrer Joseph Kapper, der erste Kolpings-Präses mußte den Ort nach gewaltsamen Übergriffen durch „braune Kohorden“ verlassen. Schlenkrich attestierte der Kolpingfamilie: „ Sie waren hier im Zellertal über 90 Jahre eine wichtige Säule des kirchlichen Lebens und ich denke noch sehr gerne an meine Zeit als Pfarrer hier zurück." Immer wieder habe die Kolpingsfamilie „zündende Ideen“ entwickelt und vorausschauend agiert. Hierzu zählten die Einführung des „Zeller Parkfestes“ zu Beginn der 50er Jahre – heute noch das älteste Wein- und Volksfest im ganzen Zellertal – und die Einführung des ökumenischen Glockenläutens an den hohen Feiertagen. Schlenkrich verwies auf die zahlreichen sozialen Initiativen und den unermüdlichen Einsatz für Projekte in Entwicklungsländern. Die weithin bekannte Kolping-Musikkapelle sei ein bedeutender Klangkörper und Kulturträger für das Zellertal. Die alte Zeller Wallfahrtstradition sei ohne den Beitrag der Kolping-Musiker kaum denkbar.
Nach dem Jubiläumsgottesdienst begann der Festakt, der Dank der günstigen Witterung auf dem Freigelände des Zeller Kolpingshauses stattfinden konnte. Hier freute sich Vorstandssprecher Sebastian Osterroth, auch über zahlreiche Repräsentanten aus allen Bereichen des kirchlichen und öffentlichen Lebens und rezitierte seinerseits herausragende Ereignisse aus 90 Jahren örtlicher Kolpingsgeschichte. Die Glückwünsche des Donnersbergkreises überbrachte Kreis-Beigeordneter Dr. Jamill Sabbagh (Albisheim). Dieser konstatierte: „ Würde Adolph Kolping heute unter uns leben, würde er sich ganz bestimmt auch für die vielen Flüchtlinge einsetzen … ". Sein gutes und freundschaftliches Verhältnis zur Kolpingsfamilie Zell, betonte der scheidende Göllheimer Verbandsbürgermeister Klaus-Dieter Magsig und Ortsbürgermeister Raimund Osterroth, sieht in der Kolpingsfamilie ein schier unersetzliches Stück „Zeller Herzblut und Identität“. Für das katholische Dekanat gratulierte Dekan Josef Matheis, und der evangelische Pfarrer Hartmut Hopp dankte für das überaus gute ökumenische Miteinander. Auch Petra Ochnser, die Pfarrgemeinderatsvorsitzende gratulierte.
Auszeichnung für langjährige Mitarbeiter
Höhepunkt des Festaktes war die Auszeichnung langjähriger und verdienter Mitglieder. Dabei wurden Elli und Joseph Ebert – die beiden „guten Seelen“ vom Zeller Kolpingsheim – zu „Ehrenmitgliedern“ ernannt. Für 50-jährige Mitgliedschaft wurden Reimund Lebkücher und Joseph Ebert ausgezeichnet. Ehrenurkunden für 40 Jahre Mitgliedschaft gingen an: Stefan Weil, Andreas Schindler, Torsten Hesch, Andreas Vollet, Andreas Vogt, Stefan Efferth, Pirmin Deibel und Markus Skiendziel. Die Ehrungen wurden von Sebastian Osterroth zusammen mit dem Diözesan-Kolpingsvorsitzenden Andreas Stellmann und Diözesan-Präses Michael Baldauf vorgenommen.
Text: weick
Diese Meldung und weitere Nachrichten des Bistums wurde veröffentlicht auf der Internetseite www.bistum-speyer.de