Dienstag, 29. September 2015
„Mut tut gut" im Engagement für Welt und Mensch
Speyerer Delegation beim Kolpingtag in Köln
Kaiserslautern/Köln. Papst Franziskus hat die Arbeit des Kolpingwerkes gewürdigt und dabei hervorgehoben, wie aktuell Sendung und Auftrag Adolph Kolpings bis heute ist. Er schickte ein Grußwort zum Kolpingtag in Köln, an dem mehr als 16.000 Mitglieder des katholischen Sozialverbandes teilgenommen haben, unter ihnen mehr als 100 aus der Diözese Speyer. Sie waren mit Bussen, Privat-PKWs und der Bahn ins „deutsche Rom“ gereist, um am größten Verbandsereignis seit 2000 teilzunehmen. Für die Speyerer, an deren Spitze der Diözesanvorsitzende, Diakon Andreas W. Stellmann (Heßheim), und Diözesanpräses Pfarrer Michael Baldauf (Heßheim) standen, war der Kolpingtag 2015 ein letzter Höhepunkt im dreijährigen Veranstaltungsreigen des Trienniums, mit dem sie den 150. Geburtstag und 200. Todestag des Verbandsgründers, des Seligen Adolph Kolping (1813 – 1865), und das 150. Jubiläum des Kolpingwerkes im Bistum Speyer im vergangenen Jahr mit Aktionen, Gedenktagen und Festveranstaltungen begingen.
Es freue ihn sehr, dass sich so viele Menschen im Gedenken an den 150. Todestag des Seligen versammelt hätten, schrieb Papst Franziskus in seiner Botschaft, die der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, bei der Eröffnungsveranstaltung verlas.
In einer Videobotschaft betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel die Aktualität des Denkens und Handelns Adolph Kolpings. Sie hob das Engagement des Kolpingwerkes für Flüchtlinge hervor, das ganz im Sinne Kolpings sei. Dafür dankte sie mit herzlichen Worten.
Kardinal Woelki: Für eine Welt mit menschlichem Antlitz
Der Festgottesdienst in der Lanxess-Arena war Abschluss und Höhepunkt des Kolpingtages 2015. Nahezu 800 Banner begleiteten den Einzug von Bischöfen und Priestern. In seiner Predigt forderte der Erzbischof von Köln und Protektor des Internationalen Kolpingwerkes, Rainer Maria Kardinal Woelki, die Gläubigen auf, der Welt ein menschlicheres Gesicht zu geben. „Machen wir es wie Adolph Kolping“, sagte der Kölner Erzbischof, „und erkennen Gott in jedem menschlichen Antlitz“.
Hot spots: „Wir tun was!“
Bereits am Vortag war die Kölner Innenstadt „fest in Kolpinghand“ gewesen. Orangefarbene Schals, Mützen und Luftballons prägten das Bild in den Straßen. An fünf Stationen in der Stadt – so genannte Hotspots – präsentierten sich einzelne Kolpingsfamilien und Kolpingjugendgruppen, sie stellten ihre Aktivitäten vor, boten Aktionen an oder diskutierten über die elementaren Themen des Sozialverbandes. Im Mittelpunkt stand das Motto des Wochenendes „Mut tut gut“, das einem Zitat Kolpings entnommen ist, in dem er sagt, dass, wer immer Mut zeige, auch Mut mache.
Auch die Kolpingjugend zeigte sich mit einem eigenen Hotspot an zentraler Stelle mitten auf dem Rudolfplatz. Unter ihnen Ramona Krämer aus dem saarländischen Ensheim. Sie ist Mitglied der Bundesleitung der Kolpingjugend und gehört dem Bundesvorstand des Kolpingwerkes an. Davor war sie jahrelang im Diözesanleitungsteam der Kolpingjugend und im Vorstand des Diözesanverbandes Speyer tätig. Aber wie präsent ist der Name Kolping überhaupt noch in den Köpfen der jungen Menschen? Ramona Krämer ist sich sicher, dass der Name und die Idee hinter Kolping nicht in der Öffentlichkeit verschwinden werden.
Großen Zulauf konnte auch der Hotspot „Ehe, Familie, Lebenswege“ an Groß-St. Martin in der Altstadt verzeichnen. Die Frage, wie in der heutigen Arbeitswelt die Familie wieder mehr in den Vordergrund gestellt werden kann, gehört auch abseits der katholischen Kirche zu den großen Fragen unserer Zeit. Elke Boudgoust, die stellv. Diözesanvorsitzende (Oggersheim), sieht die Eltern heute zu starken finanziellen Belastungen ausgesetzt. Und auch Thomas Dörflinger, Mitglied des Bundestages und Bundesvorsitzender des Kolpingwerkes, zeigte sich genervt von vielen Aspekten der Familienpolitik. „Der Staat arbeitet zielstrebig daran, dass die Familie in der Arbeitswelt Platz hat – es sollte umgekehrt sein“, so der CDU-Politiker während einer Debatte.
Kölner Erklärung gegen Fremdenfeindlichkeit, für eine solidarische Willkommenskultur
Höhepunkt war eine Kundgebung, die dem Thema Flüchtlinge gewidmet war. Mitglieder des Kolping-Bundesvorstandes verlasen eine Erklärung, in der sie ihre Solidarität mit all jenen zum Ausdruck brachten, „die wegen ihrer Religion, Nationalität oder politischen Überzeugung verfolgt werden“. Das Grundrecht auf Asyl stehe für Kolping „nicht zur Debatte“, hieß es. Das Kolpingwerk wende sich gegen jede Form von Fremdenfeindlichkeit, es würdige das vielfältige ehrenamtliche Engagement in der Bevölkerung für eine menschliche Willkommenskultur. Diese Engagement zeige, dass viele Menschen in Deutschland „der deutschen und europäischen Politik weit voraus sind“. Zugleich appellierte der Bundesvorstand des deutschen Kolpingwerkes an die Politik, im Dialog mit der Bevölkerung nach Lösungen in der Flüchtlingskrise zu suchen. Harald Reisel, der stellv. Diözesanvorsitzende (Dahn), sieht mit dieser Erklärung die Position des Diözesanverbandes Speyer bestätigt, der bereits im Mai in seiner Resolution „Nicht nur geduldet, sondern willkommen“ eine menschfreundliche Haltung aus christlicher Verantwortung gegenüber Flüchtlingen gefordert hatte.
Papst Benedikt spendet seine roten Slipper
Im Anschluss an eine Schweigeminute wurde das Ergebnis der großen Schuhspenden-Aktion bekanntgegeben. Im Andenken an Adolph Kolping, der gelernter Schumacher war, hatte das Kolpingwerk Teilnehmer und Kölner Bürger dazu aufgerufen, gut erhaltene Schuhe zu spenden. Den Anfang hatte kein geringerer als Papst emeritus Benedikt XVI. gemacht und ein Paar rote Schuhe vom Tiber an den Rhein geschickt. Auch Fußballweltmeister Per Mertesacker hatte sich mit einer Schuhspende beteiligt. Rund 22.000 Paar Schuhe kamen schließlich zusammen. Der Erlös von gut 11.000 Euro geht an das gemeinnützige Projekt „Blumenberg“ der Kolpingjugend im Diözesanverband Köln, die im Stadtteil Chorweiler eine Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche aller Kulturen und Religionen unterhält.
Brasilianische Gäste sind begeistert von „Kolpings Traum“
Begeistert zeigten sich Rosalina Moreira de Jesus und Inácio Teixeira da Silva aus Palmas / Tocantins (Nordbrasilien) vom Kolpingtag. Sie waren als Gäste des Kolping-Diözesanverbandes Speyer nach Deutschland gekommen und mit ihren Partnern aus Speyer gemeinsam nach Köln gereist. Sie erfuhren ein lebendiges und mitreißendes Kolpingwerk. Rosalina Moreira und Inácio Teixeira besuchten anschließend den Partnerdiözesanverband Speyer. Sie waren zu Gast bei Walter Rung, dem Vorsitzenden des Arbeitskreises Eine Welt / Brasilien des Kolpingwerkes. Mit ihm und Diakon Andreas Stellmann lernten die Brasilianer ein schönes Stück Deutschland sowie die Gastfreundlichkeit und Lebensfreude seiner Bewohner kennen. Gespräche mit Vertretern des Diözesanvorstandes, aber auch mit der Abteilung Weltkirchliche Aufgaben im Bischöflichen Ordinariat in Speyer vertieften die gegenseitigen Beziehungen und schufen Grundlagen für die weitere Zusammenarbeit im Aufbau des Kolpingwerkes und in der Entwicklungszusammenarbeit in Brasilien.
Infos und Videos zum Kolpingtag unter www.kolpingtag2015.de.
Text, Foto: Kolping Diözesanverband Speyer
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