Dienstag, 20. Oktober 2015
„Ein bereichernder ökumenischer Wachstumsprozess“
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Region Südwest feiert ihr 40-jähriges Jubiläum
Trier. Zweimal im Jahr kommen Vertreterinnen und Vertreter aller Mitgliedskirchen der ACK-Südwest zusammen, um sich dem ökumenischen Dialog zu widmen, über die Aktivitäten ihrer Kirchen zu berichten und gemeinsame Projekte zu planen. Auf ihrer Herbstversammlung in Trier befassten sich die 25 Delegierten vor allem mit der Flüchtlingsfrage. Zugleich feierten sie im Rahmen dieser Tagung das 40jährige Jubiläum der ACK-Südwest.
Austausch über die Flüchtlingsarbeit der ACK-Kirchen
Hauptthema der Delegiertenversammlung war der Austausch über die Flüchtlingsarbeit aller ACK-Mitgliedskirchen. Die Palette der Hilfsmaßnahmen reicht von finanziellen Zuwendungen und der Öffnung kirchlicher Gebäude als Unterkünfte über Sprachkurse und Willkommensgottesdienste bis zur Gewährung von Kirchenasyl in Einzelfällen. Durch die Flüchtlingsthematik seien, so die Beobachtung mehrerer Delegierter, „manche Gemeinden regelrecht wachgeküsst“ worden. Denn das Engagement der Gemeinden für Flüchtlinge eröffne für viele Menschen einen neuen Zugang zur Kirche. Auch werde dadurch das ökumenische Miteinander vertieft, weil Flüchtlingsinitiativen in der Regel konfessionsübergreifend geplant und durchgeführt werden. In diesem Zusammenhang machten sich die Delegierten der ACK-Südwest einstimmig die Erklärung der Bundes-ACK zur aktuellen Flüchtlingssituation „Für ein Miteinander in Vielfalt“ zu eigen. Darin wird zum weiteren Einsatz für Flüchtlinge, zur Bekämpfung der Ursachen von Flucht und Vertreibung sowie zu einem Miteinander in Vielfalt in unserem Land aufgerufen.
Positive Bilanz der Beteiligung am ÖKT 2015 in Speyer
Beim Rückblick auf den Ökumenischen Kirchentag 2015 in Speyer zog die Delegiertenversammlung eine positive Bilanz: Die ACK-Südwest als Mitträger des Kirchentags sei durch die Beteiligung an den vielfältigen Gottesdiensten, durch geistliche Angebote und durch ihre Präsenz auf der Kirchenmeile deutlich wahrgenommen worden. Mehrfach wurde betont: „Die Feier von sieben konfessionellen Gottesdiensten am Pfingstsonntagvormittag ermöglichte es, den geistlichen Reichtum der verschiedenen Traditionen erleben zu können“. Ebenso habe die gemeinsame Vorbereitung des ÖKT „das Gespür vertieft, dass Ökumene mehr ist als das Miteinander der beiden großen Kirchen“. Die Erfahrungen, die in Speyer gemacht worden sind, sollen nach dem Willen der ACK-Südwest in die nächste größere ökumenische Veranstaltung in ihrer Region einfließen: in ein gemeinsames Christusfest am Pfingstmontag 2017 in Koblenz im Rahmen der Erinnerung an den Beginn der Reformation vor 500 Jahren.
Gottesdienst und Zeitzeugengespräch zum 40jährigen Jubiläum
Zusammen mit einer Reihe ehemaliger Delegierter feierte die ACK-Südwest im Rahmen ihrer Herbsttagung ihr vierzigjähriges Jubiläum. Im Dankgottesdienst erneuerten die Mitfeiernden, stellvertretend für die dreizehn Mitglieds- bzw. Gastkirchen, die Verpflichtungen der „Charta Oecumenica“, die im Rahmen des 1. Ökumenischen Kirchentags in Berlin 2003 unterzeichnet wurde. Mit ihr haben sich die ACK-Kirchen in Deutschland Leitlinien gegeben, auf deren Grundlage sie ihre Zusammenarbeit gestalten und vertiefen wollen.
Delegierte aus den vier Jahrzehnten des Bestehens der ACK-Südwest tauschten sich in einem Zeitzeugengespräch, das der stellvertretende ACK-Vorsitzende Horst Hörpel moderierte, über ihre Erfahrungen und Visionen aus. Für OKR i.R. Dr. Horst Hahn (Evangelische Kirche der Pfalz), Delegierter von 1977 bis 1996, gleicht die Arbeit in der ACK dem Tun der Kundschafter des Volkes Israel am Ende der 40jährigen Wüstenwanderung: „In der ACK dürfen wir einen Blick in das Gelobte Land werfen und Milch und Honig der kirchlichen Einheit schmecken“. Für die Zukunft rief Hahn dazu auf, im ökumenischen Dialog auf „Glace-Handschuhe“ zu verzichten und sich bei dem, was die Kirchen noch trennt, „im Blick auf den gemeinsamen biblischen Ursprung einander ehrlich Rechenschaft zu geben“. Ordinariatsrat i.R. Michael Schmitt (Bistum Speyer), Delegierter von 1979 bis 2012, wies darauf hin, dass viele der Themen, die heute ökumenisch diskutiert werden, bereits früher Gegenstand der ACK-Versammlungen waren: „Schon in den 90er Jahren haben wir von einer Wohlstandsfestung Europa gesprochen“. Schmitt sieht in der Arbeit in der ACK einen „wahnsinnig bereichernden Wachstumsprozess“, der zeigt: „Die Einheit unter den Christen ist schon da und kann auch erfahren werden“. Dr. Jochen Wagner (Bund Freier evangelischer Gemeinden), der aktuelle Vorsitzende und Delegierter seit 2012, warb dafür, das im Dialog mit den Freikirchen strittige Thema Taufe weiterzubearbeiten und sich vor allem um eine ökumenische Spiritualität zu bemühen, die den geistlichen Reichtum aller Kirchen sichtbar macht.
Text: stubenrauch / Foto: thesing
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