Freitag, 07. Februar 2020
Maßnahmen zum Domerhalt 2020
Sanierung der Vierungskuppel dauert länger und wird teurer – Frisch sanierte Vorhalle ab 1. April wieder geöffnet
Speyer. Die neuesten Untersuchungen an der Dachkonstruktion der Vierungskuppel haben Schäden unbekannten Ausmaßes zu Tage gefördert. Die Folge: die Maßnahme dauert länger und wird erheblich teurer, als ursprünglich geplant. Über den Stand der Arbeiten und die aktuellen Planungen informierten Domdekan und Domkustos Dr. Christoph Kohl und Dombaumeisterin Hedwig Drabik nun die Öffentlichkeit.
Bereits 2018 waren noch unter dem damaligen Dombaumeister Mario Colletto die ersten Untersuchungen an den Außenwänden und dem Laufgang der Vierungskuppel vorgenommen worden. 2019, ab März unter der neuen Dombaumeisterin Hedwig Drabik, wurden erste Maßnahmen umgesetzt. Die Untersuchung des Daches war erst Ende des vergangenen Jahres möglich, nachdem der mit Holzschutzmitteln kontaminierte Bereich aufwendig von einer Fachfirma gereinigt worden war. Die ersten Ergebnisse dieser Untersuchungen haben bereits die schlimmsten Befürchtungen wahr werden lassen. „Der Dom ist uns lieb und teuer“, stellt Domdekan Dr. Christoph Kohl fest „In diesem Fall mussten wir alle erst mal schlucken, als wir die Schäden gesehen haben. Wir hoffen nun auch auf zusätzliche Unterstützung der Bevölkerung. Der Dombauverein, den wir im 25 Jahr seines Bestehens mehr denn je benötigen, nimmt gerne Spenden entgegen“, so Kohl.
Ursprünglich sollte die Sanierung der Vierung Ende 2019 abgeschlossen sein, und etwa 500.000 Euro kosten. Dombaumeisterin Drabik schätzt, dass 400.000 bereits ausgeben wurden und hat weitere 900.000 Euro veranschlagt. Frühestens im Sommer 2021 wird die Kuppel fertig sein und das Gerüst wieder abgebaut.
Schäden mindern Tragfähigkeit des Daches
„Durch die Kontamination des Dachstuhls war es zunächst nicht möglich, den Dachraum ohne persönliche Schutzausrüstung zu betreten,“ erläuterte Drabik. Nach der Reinigung, die bereits zu einer Verlängerung der Maßnahme führte, wurde das Ausmaß der Schäden im Schwellenbereich der Holzkonstruktion sichtbar, die durch die Stäube, Aufschüttungen und Vermauerungen vorher nicht direkt wahrnehmbar war“, so die Erklärung der Dombaumeisterin.
Was an Schäden zu Tage trat, klingt nahezu dramatisch. Der gesamte Schwellenkranz aus Holz, der auf dem Mauerwerk aufliegt, ist durch Einmauerungen der Hölzer, Feuchtigkeit und teilweise auch durch Holzschädlinge so stark beschädigt, dass die Tragfähigkeit des Daches erheblich gemindert ist. Die Schäden betreffen den gesamten Schwellenkranz umlaufend und führen zu einer Verschiebung der aus dem Dach kommenden Kräfte. Die Holzverbindungen hat es regelrecht auseinandergezogen. Teile der Holzkonstruktion sind so stark abgesackt, dass nur noch wenig Spiel zwischen Holzkonstruktion und Kuppelschale besteht. Im Zuge früherer Maßnahmen wurden Stichbalken gekürzt, um Beton einbringen zu können. Zu den guten Nachrichten gehört, dass die im 18. Jahrhundert von Leonard Stahl eingebrachten Ringanker im Außenbereich, die um den Turm verlaufen, sind nach derzeitigen Untersuchungen in einem guten Zustand. Das Rissbild, dass sich vom Innenraum der Kuppel an der Putzfläche darstellt, wurde erst kürzlich untersucht. Der Putz im Innern der Kuppel ist in gutem Zustand, die Risse kein Grund zur Besorgnis. Und dennoch: die Sanierung der Vierungskuppel, die ursprünglich 2019 abgeschlossen sein sollte, wird noch mindestens zwei Jahre andauern und das Bild des Doms auf einige Zeit hin verändern.
Derzeit wird der Vierungsdachstuhl von einem Vermesserbüro aufgenommen, um sämtliche Schäden zu verorten. Diese Planunterlagen gelangen in einem nächsten Schritt zum Statiker, der eine Aussage zu notwendigen Abstützmaßnahmen treffen muss. Nach jetzigem Kenntnisstand fallen im Jahr 2020 umfangreiche Zimmererarbeiten an der Vierungskuppel an. Dies hat zur Folge, dass die Kupferdachhaut bis auf die Höhe von zwei Metern aufgeschnitten werden muss, damit der Zimmermann den Schwellenbereich und bearbeiten kann. Da das aufgebogene Kupferblech nicht wieder zurückgebogen und weiter verwendet werden kann, muss es durch neue Kupferscharen ersetzt werden. Dieses wird sich quasi zwangsläufig in seiner Farbigkeit von der jetzigen Kupferbedachung unterscheiden.
Bereits durch die notwendige Reinigung des Dachstuhls hat sich die Laufzeit der Maßnahme verlängert. Nach dem vorläufigen Befund wird es noch eine Weile dauern, bis alle Schäden behoben sind und das Gerüst abgebaut werden kann. In diesem Haushaltsjahr sind 900.000 Euro für die weiteren Arbeiten am Vierungsturm eingeplant. Die Kosten werden vom Domkapitel Speyer und dem Land Rheinland-Pfalz getragen. Des Weiteren fließen Mittel aus der jährlichen Zahlung des Dombauvereins in die Restaurierung der Vierung. Zusätzlich unterstützt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die Maßnahme mit einer Zuwendung in Höhe von 57.160,00€.
Die Vierungskuppel gehört zur romanischen Bausubstanz des Doms und markiert weithin sichtbar den Kreuzungspunkt zwischen Lang- und Querhaus. Zuletzt in den 1960er-Jahren wurden Teile der Vierung saniert. Durchdie besonders exponierte Lage und falsch eingesetzte Materialien waren Schäden an den Putzflächen bereits vom Boden aus sichtbar geworden. 2018 wurde die Vierung eingerüstet, da diese sonst nicht zu begehen ist. Die Einrüstung nutzen die Fachleute, um verschiedene Bereiche zu untersuchen und Musterflächen anzulegen. Unter dem vorhandenen alten zementgebundenen Putz befindet sich Tuffsteinmauerwerk, dass aufgrund seines geringen Gewichtes für den Bau des Vierungsturmes verwendet worden war. Zusammen mit dem Wissenschaftlichen Beirat sprachen sich alle Beteiligten Ende Oktober für eine Erneuerung der Putzflächen in der vor Ort gezeigten roten Musterfläche aus. Die Zwerggalerie des Vierungsturmes wird eine Kupferabdeckung erhalten, um anfallendes Regenwasser auf der Laufebene gezielt ableiten zu können und eine neue Kupferrinne wird das vom Dach aus anfallende Regenwasser aufnehmen und geregelt ableiten.
Neben den auszuführenden Arbeiten, stellt die Bestandsaufnahme eine wichtige Maßnahme dar. Wandflächen, sowie das Innere des barocken Dachaufbaus werden von einem Vermessungsbüro aufgenommen und für die Nachwelt dokumentiert.
Sanierung der Vorhalle verläuft nach Plan
Keine bösen Überraschungen brachte die seit 2019 laufende Sanierung der Vorhalle im Westbau des Doms. Hier lief nicht nur alles nach Plan sondern auch zur höchsten Zufriedenheit aller Beteiligter. Als letzte Maßnahme wird die ruhige Winterzeit genutzt, um den Fußboden zu überarbeiten, die Beleuchtung fertig zu stellen und die Taubenvergrämung zu installieren. Ab dem 1. April wird die Vorhalle dann wieder für die Besucher des Doms geöffnet. Gitter und Außentreppe werden danach überarbeitet, was durch eine Spende an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ermöglicht wurde. Das Fresko über dem Hauptportal muss zu einem späteren Zeitpunkt restauriert werden, da hier noch Analysen durchgeführt und Konzepte erarbeitet werden müssen.
Fotos: Domkapitel Speyer
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