Donnerstag, 16. Februar 2023
Die Welt im Narrenspiegel
Büttenrede 2023
Altweiberfastnacht wird auch in der Hauptabteilung II des Bischöflichen Ordinariates in Speyer gefeiert. Bildungsreferentin Sonja Haub lässt in ihrer Büttenrede die letzten Jahre Revue passieren.
Ihr liebe Leut', was soll ich sage‘?
Nach drei erstaunlich krumme Jahre‘
Steh’n mir zusamm‘ in diesem Haus
Und sehen doch recht fröhlich aus.
Der eine mag‘s ach gar ned glaawe,
Das mir ke Maske mehr heut trage.
Die ander‘ fragt sich, was ein Graus:
„Vielleicht seh‘ ich doch älter aus?“
So geht’s mir auch, denn ich muss sage‘,
Vor drei Jahr hab‘ ich net getrage‘
Die graue Haar‘ da auf ’em Kopp
Die kame‘ von allein, on Top.
Mit 30 denk ich: „Des is‘ klar,
Da wird die Weisheit offenbar!“
Bei Kirchens is‘ des gar net schlecht.
Da taugt das Altern mir ganz recht.
Denn is‘ ma‘ älter, muss ma‘ sage,
Do weiß ma‘ oft uff alle Frage‘
Die Antwort – die muss richtig soi.
Des seh‘n dann alle ah noch oi.
Do wünsch ich mir – des geb‘ ich zu –
Das mir dann reden mal in Ruh.
Denn junge Leut‘, die gugge ach
Mit annre Auge‘ auf die Sach.
Die ham Ideen und Elan.
Die Energie wird oft vertan.
Doch tät sie Not im Kirchehaus,
Denn baue mir e Burg daraus,
Die undurchlässig is und träge,
Mir bald de Sarg uns selber säge‘.
Im Sargbau einer is‘ ganz groß,
Denn schaut ma‘ ach nach Kölle bloß,
Sieht ma‘ genau, wie sowas geht:
Wer fest im Glauben selbst noch steht,
Reibt ungläubig sich doch die Aage,
Und weiß net, was er soll noch sage
Zu Woelki in de ganze Pracht,
Mit seiner klerikale Macht.
Die Macht beschäftigt wirklich viel,
War eins von de ganz große Ziele
Des Synodalen Weges gar,
Der eine echte Hoffnung war.
Richtig geklappt hat’s leider ned,
Des Stoppschild war ach richtig fett,
Des Rom gehobe hat sogleich:
„Der ‚Weg‘ is nur en dumme Streich!
Von de Elite wird’s gemacht,
Ans Kirchevolk wird ned gedacht.“
De heil’ge Geist sei net vor Ort,
Un flög so schnell er kann glei fort.
Do muss ich äfach mol noch frage‘:
Wie kann denn Rom so sicher sage‘,
Dass der sich ned aufhalte‘ tut,
Wo Mensche‘ frei, mit großem Mut,
Zu ihre‘ Überzeugung stehe‘,
Geschwisterlich zusamme‘ gehe‘
Und zeige‘, dass – ma glaubt es kaum –
Des Synodale is kän Traum?
Un trotzdem muss ma‘ leider sage‘,
Gab‘s hier im Bistum zu beklage‘
En große Sturm, der wehte wild.
Und – bleibe ma doch mal im Bild –
Der hat erschüttert dieses Haus,
Aus dem er schließlich ging hinaus.
Der Stein vom Anstoß war gewese‘,
Dass Kirchens niemals kann genese‘.
Die Frauen haben keinen Platz.
Um Missbrauch gibt’s gar viel Rabatz.
Geschlechter sind nicht anerkannt –
Mim Kopf möchte man durch die Wand.
Doch denk‘ ich mir: Das kann nicht sein!
Als Frau mach ich mich hier nicht klein.
Noch bin ich da und ich bin laut.
Es wird doch Zeit, dass man sich traut!
Drum hab ich mich – ihr habt’s geahnt,
Als Rotkäppchen heut schnell getarnt.
Genau genommen – schaut gut hin –
Im Kardinalsrot ich hier bin.
Im Bistum musst‘ es weitergehe‘.
Der Regens war dann schnell zu sehe‘
Und hat den neue Job gemacht.
Das hätt‘ ma‘ früher net gedacht.
Die Doppelspitz is‘ auch brandneu,
Im Priesterseminar soll‘s soi.
Da kann ma‘ sehe, ganz gewiss,
Net alles schon verlore‘ is‘.
Es geht zwar langsam – keine Frage –
Ich kann’s ach manchmal kaum ertrage‘,
Doch dürfe mir noch Hoffnung seh‘n,
Dass mir net müsse untergeh‘n.
Hoffnung – die brauchen annre ach.
Net nur bei Kirchens is viel Krach.
Schaut man gradaus in unsre Welt –
Zu Krisen sich die Kris‘ gesellt.
Zuerst Corona, welche Qual,
Da war’n wir in nem Jammertal,
Das ausgespuckt hat nebenbei,
Die Querdenker und allerlei
„Gemenschel“, das – ohne Verstand –
Verschwörungstheorien fand,
Sie weitertrug und machte groß
Und schickte braune Geister los.
Das wünsch ich nicht für dieses Land,
In dem man Dichtung, Kunst erfand,
Die Toleranz und Frieden lehrt
Und auch die Menschenwürde ehrt.
Für jeden Narr ist das basal
Und alles andre ist ne Qual!
Der „Narr“, Moment – da fehlt doch was!
Das „in“ – für „Närr*in“ hat kein‘ Platz.
Ihr glaubt es wohl, s’is net bequem,
Beim Reim den Genderstern zu sehn.
Do wär ma ach schon, ohne List,
Bei dem was sprachlich Krise ist.
Is des noch deutsch oder auch nett?
Macht’s Sprache richtig oder fett?
Ist’s „inklusiv“ net eh egal?
„Mer meinen alle, jedes Mal!“
Ich denk dazu, das muss doch gehe‘
Dass mir beim Spreche alle sehe‘.
Mir tut’s net weh, die Paus‘ zu nutze‘,
Ja, klar, am Anfang musst ich stutze‘,
Doch „Osterei“ und „Sonnenuhr“
Die helfen uns beim Üben nur.
Der Glottis dort ist ganz normal,
Jetzt tut net so, als wär’s fatal.
Für LGBTQI+
Da ist des Thema echt ken Spaß.
Mit Anfeindung die eh schon kämpfe‘.
Do könne mir doch Schmerze‘ dämpfe‘,
Wenn dort mir, wo mir helfe könne‘,
Sie all in unsrer Sprache nenne‘.
Schau ma‘ an der EU ihr‘ Grenze‘.
Da sehe‘ mir die Säbel glänze‘.
Seit einem Jahr sorgt dort ein Wilder
Für schreckliche und schlimme Bilder
Von Menschen voller Angst und Pein.
Muss das in dieser Zeit noch sein?
Wer Putin jetzt auch noch hoffiert,
Mit ihm gemeinsam Bilder ziert,
Der ist mit schuld an diesem Krieg!
Ich wünsch der Ukrain‘ den Sieg…
Mit Putins Krieg kam Hand in Hand
Die Kris‘ der Energie im Land.
Kalte Gebäude‘, Kirche‘, Halle‘
Mir ham gefrore‘, wirklich alle.
Dann werden noch die Stimme‘ laut:
„Wer jetzt hat noch kein Haus gebaut,
Der tut es vielleicht nimmer mehr.“
Die Inflation macht’s allen schwer.
Wie soll man dann auch noch dazu
Ums Klima kümmern sich im Nu…?
Dabei – das muss man offe‘ sage‘ –
Ist das die Krise unsrer Tage,
Die alle Existenz bedroht.
Wer das nicht löst, dem winkt der Tod.
Zu fatalistisch ist der Satz?
Da ist für Zuversicht kein Platz?
„Hoffnung zu haben – das ist dran!“
So sagt es Lanz, der liebe Mann,
Zu einer Aktivistin schnell,
Und wirkt dabei nicht ganz so hell.
Ich frag mich, wer hat nicht kapiert,
Dass Wissenschaft sich hier nicht irrt?
In Lützerath, da konnt‘ man steh’n
Und direkt in den Abgrund seh’n.
Ich kann versteh’n, wenn schwer es fällt,
Hoffnung zu seh‘n, in dieser Welt.
Drum will ich – Theologin eben –
Zum Schluss deutlich die Stimm‘ erheben.
Ich glaub, dass auch im größten Mist,
Gott Licht für alle Menschen ist.
Gott,
Sei der Vater, der uns hält,
Wenn wir verzweifeln an der Welt.
Sei du die Mutter, die uns liebt,
Mit Kraft und Stärke uns umgibt.
Sei du die Freundin, die mit Mut
Pferde auch mit uns stehlen tut.
Sei du der Freund, der mit uns lacht,
Und das nicht nur an Fassenacht.
Das bitt‘ ich hier in aller Namen.
Sei Hoffnung du. Helau und Amen!
Sonja Haub
Bildungsreferentin Katholische Erwachsenenbildung Pfalz
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