Dombauverein

Freitag, 29. Oktober 2021

Die Salier und die Entwicklung der Stadt Speyer

Gut besuchter Vortrag in der Aula des Nikolaus-von-Weis-Gymnasiums

Das 2. Wissenschaftliche Forum 2021 des Dombauvereins konnte zur Freude aller Besucher wieder als Präsenzveranstaltung angeboten werden. Um der geltenden Coronaverordnung gerecht zu werden, fand der Vortrag in einem größeren Veranstaltungsraum, der Aula des Nikolaus-von-Weis-Gymnasiums statt. Auf den üblicherweise im Anschluss an den Vortrag stattfindenden Umtrunk wurde verzichtet.

In seinem Vortrag zeigte der Referent, Prof. Dr. Hans Ammerich, die herausragende Bedeutung der Salier für die Speyerer Stadtentwicklung auf. Neben den topographischen Veränderungen wird die Ausbildung städtischer Strukturen infolge des Speyerer Freiheitsbriefes dargestellt. Auch trugen zur wirtschaftlichen und geistigen Blüte der Stadt im Mittelalter die Juden bei.

Prof. Ammerich erläuterte zunächst die Bedeutung der Bezeichnung „salisch“ für die Kaiser von Konrad II. bis Heinrich V. und wies darauf hin, dass eines der folgenreichsten Ereignisse für die Stadt die Wahl Konrads des Älteren zum deutschen König war. Wie bereits Karls der Große mit seinem Münster in Aachen, Otto I. mit dem Dom in Magdeburg und Heinrich II. mit dem Dom in Bamberg, ließ Konrad II. als erster Herrscher einer neuen Dynastie in Speyer wohl 1027 die größte Kirche der Christenheit, den Dom zu Speyer bauen.

Als sich Kaiser Heinrich IV. während des Investiturstreites um die Jahreswende 1076/77 zum Bußgang zu Papst Gregor VII. nach Canossa gezwungen sah, traf dies die sakrale Bedeutung des Kaisertums und damit auch dessen Macht empfindlich. Als wäre der Dom selbst von diesen Ereignissen betroffen, als sei er in seinen Grundfesten erschüttert worden, nahm Heinrich IV. zu Beginn der 1080er-Jahre einen großen Umbau vor, der in den Ostteilen oberhalb der Krypta weitgehend einem Neubau gleichkam: Das Mittelschiff wurde eingewölbt, dem Außenbau wurden die Zwerggalerien und die Türme aufgesetzt.

Im Kaiserdom wurden über 50 Reichstage mit feierlichen Gottesdiensten eröffnet und beschlossen. Beim Speyerer Reichstag 1127 wurde der hl. Norbert von Xanten, der Gründer des Prämonstratenserordens, zum Erzbischof von Magdeburg gewählt. Auf dem Reichstag an Weihnachten 1146 rief der hl. Bernhard von Clairvaux im Dom die deutschen Fürsten zum Zweiten Kreuzzug auf.

Sichtbarer Ausdruck für die Bedeutung Speyers war neben dem Bau des Kaiserdomes auch die Errichtung weiterer großer Kirchen wie des St. Johannesstifts (um 1030) im Nordwesten und des Allerheiligen-Stifts (St. Trinitatis) (um 1040) im Südwesten.

Die Erweiterungen der Stadt nach Südwesten und Nordosten begannen um 1050/60 mit der Anlage einer Kaufleutesiedlung, die sich auf der Westseite um die ältere Bischofsstadt legte. Insgesamt vergrößerte sich das Stadtgebiet zwischen 1050 und 1150 auf fast das Zehnfache.

In jeder Ecke der neu errichteten Stadtmauern befand sich einer der bedeutendsten Sakralbauten der Stadt: Der Dom in der Ost-Ecke, St. Guido im Nordwesten und das Allerheiligen-Stift im Südwesten. Die Grundrissform der salischen Stadterweiterung des 11. und beginnenden 12. Jahrhunderts ist noch heute im Stadtbild gut erkennbar. Das Altpörtel bildet den Abschluss der via triumphalis, einer Triumphstraße, die 25 bis 30 m breit und 700 m lang viele bedeutende Ereignisse sah: Von hier zog der Kaiser bei besonderen Anlässen mit großem Gefolge in den Dom.

Das salische Speyer war die Stadt der Kaiser, der Bischöfe sowie der Kaufleute und Handwerker. Es stellte den neuen Typus der Gründer- oder Gründungsstadt dar.

Die Begünstigung der Städte durch Privilegien stärkte die Macht des Kaisers. Am 14. August 1111, verlieh Heinrich V. den Bürgern von Speyer bedeutende Freiheitsrechte. Diese wurden mit goldenen Buchstaben, über dem Hauptportal des Doms angebracht. Heinrich V. befreite damals „alle, die in der Stadt Speyer nur wohnen oder in Zukunft wohnen wollen, woher sie kommen oder welchen Standes sie seien“, vom „buteil“, d. h. vom Recht des Leibherrn auf alles bewegliche Vermögen im Falle ihres Todes. Damit wurden Unfreie zur vollen Verfügung und Vererbbarkeit über ihr Vermögen berechtigt.

Die Stadtluft begann, vom Eigenrecht des Landes frei zu machen. Diese Privilegien wurden der Stadt Speyer als erster deutscher Stadt verliehen und stellten den Höhepunkt der Maßnahmen der salischen Kaiser zur Förderung von Stadt und Bürgerschaft dar.

Zur wirtschaftlichen und geistigen Blüte Speyers trugen im Mittelalter ganz wesentlich Juden bei. Sie ließen sich – 1084 mit Privilegien ausgestattet – als Schutzbürger des Bischofs Rüdiger Huzmann nieder. Bischof Rüdiger habe ihnen, so die Urkunde weiter, ein Gesetz geschaffen, demgegenüber das Volk der Juden in keiner Stadt im gesamten deutschen Reich ein besseres besitzt.

1096 schützte Bischof Johannes I. die jüdische Gemeinde vor der Verfolgungswelle, die durch die Kreuzzugsbewegung ausgelöst worden war, und 1103 nahm Kaiser Heinrich IV. auch die Juden in den Allgemeinen Landfrieden auf. Um 1100 wurde von Handwerkern des Domes die Synagoge errichtet. Die Stadt besaß neben Worms und Mainz eine der bedeutendsten jüdischen Gemeinden des mittelalterlichen Deutschlands und eine der bedeutendsten Talmudschulen. Neben der noch erhaltenen Mikwe und den Ostmauern von Synagoge und Frauenbetschule im Judenhof zeugen auch noch alte Straßennamen von der Präsenz der Juden in Speyer. Ihr wirtschaftlicher Erfolg wurde für sie während des späten Mittelalters jedoch zur tödlichen Gefahr. Durch die Verschuldung christlicher Bürger kam es zu massiven Judenverfolgungen. Der Chronist Christoph Lehmann berichtete in der ersten Auflage seiner Speyerer Chronik über den Pogrom des Jahres 1349.

Vertreibungen wechselten ab mit Wiederzulassungen als Bewohner und Geschäftsleute. Die jüdische Gemeinde in Speyer hörte 1534 infolge Vertreibung ihrer Mitglieder auf zu bestehen. Damit erlosch für lange Zeit das jüdische Leben in der Stadt.

Am Ende der salischen Epoche wird Speyer als metropolis germaniae bezeichnet. Kurz vor seinem Tod am 23. Mai 1125 übergab Heinrich V. in Utrecht dem Stauferherzog Friedrich von Schwaben die Krone und die Reichskleinodien.

Heinrich V. starb ohne Thronerben. Das Zeitalter der Salier war zu Ende. Es begann eine neue Epoche im Reich und damit auch für die Stadt Speyer.

 

 

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