Kirchenmusik

Dienstag, 21. Oktober 2025

Nachlese zur Orgelfahrt des Orgelvereins Pro Musica Sacra St. Maria Kaiserslautern

Als “Wunderwerk” bezeichnete der Komponist Sigfrid Karg-Elert die Steinmeyer-Orgel in der Mannheimer Christuskirche, als wunderbares Instrument lernte die etwa 20-köpfige Gruppe Orgelinteressierter aus der Pfalz sie am 11. Oktober kennen. Die Orgelfahrt des Orgelvereins Pro Musica Sacra an der Marienkirche Kaiserslautern in Kooperation mit dem dortigen BKI-Ausbildungsstandort führte in diesem Jahr in die Quadratestadt auf der anderen Rheinseite. Mit dem Zug ging es am Morgen Richtung Osten und dort nicht nur in die Christus-, sondern am Nachmittag auch noch in die Heilig-Geist-Kirche.

Doch zunächst führte Johannes Matthias Michel, Kirchenmusikdirektor an der evangelischen Christuskirche und Bezirkskantor für Mannheim, in die Geheimnisse der Orgelmusik ein. Willkommen waren dabei nicht nur die Mitglieder des Orgelvereins, sondern alle Bürger, denn die Gemeinde beteiligte sich mit verschiedenen Veranstaltungen an den zeitgleich stattfindenden Mannheimer Orgeltagen. Bei dieser Orgelführung veranschaulichte Michel, wie der Klang in der „Königin der Instrumente“ entsteht, indem er einzelne Holz- und Metallpfeifen zeigte und ihnen durch Hineinblasen auch Töne entlockte. Da jede Pfeife nur einen Ton erzeuge, werde klar, warum 10.000 Pfeifen in der Kirche nicht zu viele seien, meinte Michel. Welche Wege die Luft, die in der Orgel Wind heißt, nimmt, um alle Register anzusteuern, erklärte er ebenso verständlich, wie die Entstehung des Pedals. 

Zu hören gab es das „Wunderwerk“, das 1911 mit der Christuskirche gemeinsam eingeweiht wurde, natürlich auch – und welche Musik hätte dafür besser gepasst, als die von Karg-Elert? Bei der Komposition, die Michel auswählte, kam auch das Fernwerk der Orgel zum Einsatz, das über dem Gewölbe der Südempore, also gegenüber der eigentlichen Orgel, versteckt ist. Wird es oder das ebenfalls dort verbaute Glockenspiel, verwendet, perlt die Musik durch die Kassettendecke auf die Zuhörer herunter. Dass dieser quasi geheime Bauteil des Instruments nicht nur die musikalische Fantasie anregt, verwundert daher nicht. Den Organisten Michel inspirierte er zum Schreiben. „Tod im Fernwerk“ heißt sein Kriminalroman, der neben der Geschichte über einen Mord auch Wissenswertes über die Orgelhistorie des Gotteshauses enthält.

Aber der Zentralbau in der Mannheimer Oststadt hat noch mehr Instrumente zu bieten. Auf der Empore über dem Eingang steht die Marcussen-Orgel aus dem Jahr 1988. Sie eignet sich mit ihrem gänzlich anderen Klangcharakter besonders gut für barocke Kompositionen, was Michel mit einem Stück von Johann Sebastian Bach bewies.

Sollen Sänger begleitet werden, etwa bei Kantatengottesdiensten oder konzertanten Oratorienaufführungen, kommt die kleine Truhenorgel auf der östlichen Empore zum Einsatz. Auch sie führte der Kirchenmusikdirektor gut gelaunt den Besuchern vor, die währenddessen durch die geöffnete Rückwand einen Blick auf die Pfeifenreihen werfen konnten.

Nach einer Mittagpause ging es anschließend in die katholische Heilig-Geist-Kirche, wo der Bezirkskantor des Erzbistums Freiburg, Klaus Krämer, die Gruppe erwartete. Was den Kaiserslauterern gleich auffiel: wie ähnlich die zwischen 1898 und 1903 erbaute Kirche der nur wenige Jahre älteren, ebenfalls neugotischen heimischen Marienkirche im Inneren ist. Doch während der Bau in der Westpfalz in den vergangenen Jahren aufwendig renoviert und herausgeputzt wurde, zeigen sich die Spuren der Zeit im badischen Pendant deutlich.

Davon ausgenommen ist die Orgel. Das 1990 von der Orgelbaufirma Karl Göckel gebaute Instrument hat seinen Platz auf der Westempore gegenüber des Chores und ist sehr gut in Schuss. Sein Gehäuse ist so konzipiert, dass es den Blick auf die große Rosette in der Westfassade freilässt und diese mit seinen Prospektpfeifen sozusagen umfängt.

Was in ihm steckt, demonstrierte Krämer mit einem kleinen Konzert mit Werken von deutschen, schwedischen und französischen Komponisten von Nikolaus Bruhns bis Théodore Dubois. Danach hatten die Mitglieder des Orgelvereins sowie die mitgereisten OrgelschülerInnen aus der Pfalz und dem Saarland Gelegenheit, das Innere der Orgel anzuschauen und dem Organisten Fragen zu stellen.

Voller neuer Eindrücke und erfüllt von der schönen Musik, die über den Tag verteilt zu hören war, trat die Gruppe am späten Nachmittag die Heimreise an. Bei der Lektüre von Johannes Michels Roman oder dem Nachspielen der vorgestellten Stücke wird der schöne Tag sicher noch einige Zeit nachklingen.

Text: Pola Schlipf

 

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