Dienstag, 02. Juni 2020
Diözesanpräses Dominik Geiger
Anschreiben an Sänger/-innen, Chorleiter/-innen und Kirchenchorvorstände im Bistum Speyer
Liebe Sängerinnen und Sänger,
liebe Chorleiterinnen und Chorleiter,
liebe Vorstände unserer Chöre und kirchenmusikalischen Gruppen!
Es sind nun 11 Wochen her, seit gottesdienstliches und gemeindliches Leben aufgrund der anhaltenden Coronakrise zurückgefahren wurde. Eine intensive Zeit für viele Menschen. Kontaktverbote, die Frage um den Arbeitsplatz, Sorgen um die Betreuung von Kindern und älterer Menschen und vieles mehr haben in dieser Zeit die Oberhand gewonnen.
Gott sei Dank zeigen die getroffenen Maßnahmen Wirkung, indem gerade in unserem Land größere Katastrophen ausblieben und derzeit auch aufgrund weiter zurückgehender Ansteckungszahlen öffentliches Leben wieder Stück um Stück ermöglicht wird. Dennoch bleibt wohl Vorsicht das Gebot der Stunde. Das Virus ist nun mal nicht weg und kann mit noch so viel gutem Willen nicht einfach ausradiert werden.
Seit mittlerweile 3 Wochen sind in unserem Bistum wieder öffentliche Gottesdienste erlaubt. Sicher, unter anderen Umständen als bisher gewohnt, aber immerhin so, dass Menschen wieder miteinander ihrem Glauben Ausdruck geben können und durch ihn gestärkt werden.
Die bisherigen Anweisungen seitens der Länder und unseres Bistums haben nun leider dennoch eines gemeinsam: das Chorsingen bleibt untersagt. Singen als „gefährliche Tätigkeit“ wahrzunehmen fällt zumindest mir sehr schwer. Ich gebe beim Singen meiner Seele und damit mir selbst einen Ausdruck, erfreue mich an der Musik und gestalte somit nicht nur Gottesdienste, sondern das Leben. Gerade die Musik ist Seelenbalsam und wo sie fehlt, fehlt Wesentliches. Das schmerzt sehr. Und im Blick auf unsere Chorlandschaft kommt natürlich noch etwas Wesentliches hinzu: die Gemeinschaft. Der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen, das ein Gegenüber braucht und im Zusammenklang mit diesem Gegenüber zum Mensch wird.
Ich hätte Ihnen daher heute gerne einen Brief geschrieben, in dem ich Sie eingeladen hätte, die Chorarbeit gerade zu den kommenden Hochfesten wieder aufzunehmen, gut in die Sommerferien zu starten und so das Vergangene abzuschließen. Leider ist es anders, da wir immer noch nicht von Vergangenem reden können, sondern wohl bis zum Erzeugen eines Impfstoffes mitten drin sind.
Trotzdem möchte ich Ihnen Mut machen. Zum einen durch ganz konkrete Vorschläge zum Überdenken: Derzeit gibt die aktuelle Dienstanweisung unseres Bistums vor, dass die Gemeinde zwar nicht, aber dafür Kantoren und Kleingruppen durchaus singen sollen. Mit gebührendem Abstand (3 m zueinander) ist ein Singen jetzt auch auf der Empore etwa möglich. Bis zu 8 Personen könnten singen und musizieren und so Gemeinde, Gottesdienst und Glauben gestalten. Es gibt auch Vorschläge für Lieder, die auf Vorsängerteilen basieren und so Einzelnen oder Kleingruppen ermöglichen, ihrem Hobby – dem Singen und Musizieren – nachzugehen. Natürlich muss das auch geprobt werden. Hierzu sollen die Kirchen als Orte dienen, die wiederum genug Platz und damit Abstand voneinander ermöglichen, der aber durch den Zusammenklang überbrückt werden kann.
Zum anderen ist der Kantorendienst als ein wesentliches Element in der Liturgie zu nennen. Vielerorts gibt es bereits Ehrenamtliche, die sich als Kantor/Kantorin in die Gemeinde vor Ort einbringen. Vielleicht ist diese Zeit auch eine Möglichkeit, sich in Ihrem Ort mit diesem wichtigen Dienst näher auseinanderzusetzen und so neue Impulse zu setzen. Bei Fragen hierzu stehe ich und auch das Amt für Kirchenmusik Ihnen gerne zur Verfügung.
Dieser Brief soll jetzt keine neue Durchhalteparole sein. Mir wäre es wichtig, dass Sie gemeinsam vor Ort wahrnehmen, dass Sie ja auch im Chor in dieser schweren Situation nicht allein sind und es durchaus Möglichkeiten gibt, diese mit neuen Blickwinkeln zu meistern.
Ich freue mich schon jetzt wieder auf gemeinsame große Aktionen, wo viele von Ihnen gemeinsam singen und musizieren können und die Gemeinschaft miteinander genießen.
Für die weitere Bewältigung braucht es aber leider schlicht Augenmaß und solidarisches Handeln, um gewonnene Freiheiten nicht aufs Spiel zu setzen.
Mit den besten Wünschen für die kommende Zeit und im Gebet für Sie mit Ihnen verbunden verbleibe ich gerne
Ihr
Dominik Geiger, Pfarrer
Diözesanpräses
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