Donnerstag, 06. Januar 2022
Ritual für das Leben
Fortlaufend zu den Themen der Plakatkampagne #beziehungsweise gibt es an dieser Stelle Impulse zum Weiterdenken. Die Gedanken zum vierzehnten und letzten Plakat Brit Mila beziehungsweise Taufe stammen von Luise Gruender, Pastoralreferentin in der Katholischen Hochschulgemeinde Landau/Germersheim/Speyer.
Brit Milah? Vielleicht kennt man diesen Begriff nicht. Er ist in der Tat in unserer Alltagssprache nicht so weit verbreitet. Dabei stellt er im Leben eines Menschen ein ganz besonderes Ereignis dar: Es ist die Beschneidung, die am achten Lebenstag eines männlichen Säuglings im Judentum stattfindet. Der Bundesschluss Gottes mit Abraham wird durch die Beschneidung bekräftigt, und zwar als ewiger Bund für alle kommenden Generationen.
Die Zeremonie findet entweder zu Hause oder in einem Krankenhaus statt. Der Großvater oder ein anderer naher Verwandter trägt das Baby. Es sollen mindestens zehn jüdische Männer zugegen sein, wie es auch für jeden Gottesdienst vorgeschrieben ist.
Das Kind wird dem Beschneider (Mohel) überreicht. Dieser hat eine spezielle Ausbildung absolviert, in vielen Fällen ist er Arzt. Er legt das Baby auf eine Bank mit zwei Plätzen. Einen Platz für den Paten (Sandak) des Kindes und einen für den Propheten Elias. Dieser Platz bleibt frei. Der Vater des Kindes hält das Kind oder legt seine Hand auf die Schulter des Mohels. Nun bekommt der Pate den Jungen in den Schoß gelegt. Nach Segensworten und der Anrufung Elias' trennt der Beschneider mit einem scharfen, zweischneidigen Messer die Vorhaut vom Glied des kleinen Jungen. Dann rezitiert er weitere Segenssprüche über einem Becher Wein und verkündet den Vornamen des Kindes. Dabei werden dem Jungen die Lippen mit einem Tropfen Wein benetzt. Auch der Pate und die Mutter bekommen den Becher gereicht. Oft schließt sich ein Fest an.
Die judenstämmigen frühen Christen trafen in ihrer Heidenmission bei der Durchsetzung auf Grund anderer kultureller Traditionen teils auf heftigen Widerstand. Dieser machte sich insbesondere in der Abwehr des Beschneidungsrituals fest.
Dabei ist das Abtrennen der männlichen Vorhaut ein Brauch, der in vorisraelitischer Zeit – wahrscheinlich im alten Orient – entstand und in verschiedenen Kulturen und Religionen praktiziert wird, zum Beispiel auch im Islam.
Etwa 10 bis 15 Prozent aller Männer weltweit sind beschnitten. In Nordamerika war die Beschneidung bis in die 1950er Jahre allgemein selbstverständlich und auch heute noch werden kurz nach der Geburt etwa die Hälfte der Jungen aus hygienischen Gründen beschnitten.
Das Ritual heißt "Bund der Beschneidung" (Brit mila), denn der Beschnittene trägt das unverlierbare Zeichen an sich, zu Gott und zu Israel zu gehören.
Mädchen werden allein durch die Abstammung von einer jüdischen Mutter in die Gemeinde aufgenommen. Möglichst am ersten Sabbat nach ihrer Geburt wird ihr Name zusammen mit Segenssprüchen in der Synagoge verkündet. Auch dies ist meistens mit einem Fest, der "Brita", verbunden.
Als Christen feiern wir die Taufe. Sie ist das erste Sakrament und nimmt einen Menschen in die Glaubensgemeinschaft der Christen auf. Die meisten Gläubigen wurden als Baby getauft, aber die Frage nach dem Taufzeitpunkt stellt sich immer häufiger. Der Taufspender gießt geweihtes Wasser dreimal über den Kopf des Täuflings und spricht die Taufformel: "Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“
Auch wenn sich viele nicht an die eigene Taufe oder Brit Mila erinnern können, so ist es ein wunderbares Ereignis im Rahmen der Familie. Ich erhalte meinen Namen, mit dem ich mein ganzes Leben lang gerufen werde. Das ist ein Grund zum Feiern, im Judentum wie im Christentum: Wir sind auf ewig mit Gott verbunden.
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