Donnerstag, 13. September 2018
Nachlese: Internationales Orgeltriduum in St. Ingbert
Schon länger suchte der Förderverein für Kirchenmusik St. Hildegard nach einer Möglichkeit, die frisch renovierte Orgel von St. Josef auch ihm Rahmen von Konzerten dem interessierten Publikum zugänglich zu machen. Nun fand er sie im ersten internationalen Orgeltriduum, welches an drei Sonntagen im August stattfand.
Erster Gast war dabei William Whitehead aus Großbritannien am 12. August. Er wählte Werke der englischen Tradition von Mendelssohn, Stanford und Wesley für sein Programm, stellte aber gleichzeitig auch sein Orgelbüchlein-Projekt vor, das sich der Neukomposition von Choralvorspielen widmet, die J. S. Bach in seinem bekannten Werk nicht ausführte. Ein wissenschaftlicher Vortrag bereitete am Vortag daher die Uraufführung eines Werkes vor, das Prof. Dr. Jörg Abbing zum Projekt beigetragen hatte. Whitehead entdeckte in der Orgel, die ursprünglich auf die Erbauer Voit und Späth zurückgeht, vor allem die gedeckten und geradezu vornehmen Klangfarben und überzeugte durch technisch perfektes, dabei jedoch unprätentiöses und äußerst melodisches Spiel.
Eine Woche später machte sich Marek Stefański auf den Weg von Krakau nach St. Ingbert. Im Gepäck hatte er Stücke aus dem Schatz der polnischen Orgeltradition, die hier allzu selten zur Aufführung gelangen. Auch dem geschulten Publikum boten sich hier Neuentdeckungen, für die Stefański vor allem die Mixturklänge und Zungenregister der Orgel wählte und so eine festliche und sonntägliche Atmosphäre schuf.
Eine seltene Chance bot schließlich Naji Hakim aus Paris am darauf folgenden Wochenende, indem er am Vortag seines Konzertes einen Improvisationskurs für die Organisten der Region veranstaltete. Dort würdigte er das, was jeder Kursteilnehmer bereits an Ideen mitbrachte, half mit ein oder zwei treffenden Tipps weiter und ermutigte jeden, sich in der ihm eigenen Tonsprache auszudrücken. Auch für die passiven Kursteilnehmer war dies eine anregende und lehrreiche Erfahrung.
Sein eigenes Programm präsentierte zahlreiche französische Meister sowie eigene Werke. Für das Finale hatte er um ein Improvisationsthema gebeten. Um den anwesenden St. Ingberter Komponisten Fritz Demerath zu ehren, wurde das Thema seines Hildegard-Liedes ausgewählt. Was dann passierte, hat die Josefskirche selten, möglicherweise noch nie erlebt: ein Feuerwerk an Klangfarben, geistreichen Motiven, mitreißenden Rhythmen, Melodien und spannenden Harmonien, die gewissermaßen durch das Gebäude fegten und es geradezu zum Erbeben brachten. Welch ein Erlebnis, den Meister, den man sonst nur von Tonträgern kennt, einmal in Person am Instrument zu hören!
Dr. Kling und Christian von Blohn vom Förderkreis freuten sich nicht nur über drei besondere musikalische Erfahrungen, sondern vor allem auch darüber, dass so viele Menschen kamen, um sie miteinander zu teilen. So machte das erste internationale Orgeltriduum auch den Veranstaltern Mut zu weiteren Plänen mit der Orgel von St. Josef.
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