Montag, 31. Januar 2022
Was uns ausmacht als Christen
Ein offener Brief und eine offene Antwort
Heiliger Ingobertus: Gebäude oder Gemeinschaft?
Seit vielen Jahren engagiere ich mich ehrenamtlich in meiner Pfarrei, erst nur in Herz Mariae, nach dem Zusammenschluss in St. Ingbert in der Pfarrei Heiliger Ingobertus. Unter anderem in meiner Gemeinde Herz Mariae im Gemeindeausschuss und in der Pfarrei als Mitglied des Pfarreirates und Vorstandes. Mir war und ist es ein sehr großes Anliegen, die Gemeinschaft zu pflegen, die Menschen zu beachten, in ihrem Glauben, ihrem Wirken oder auch nur in ihrem Sein.
Seit 2015 arbeiten die St. Ingberter Gemeinden mehr oder weniger intensiv an einem gemeinsamen pastoralen Konzept. Dieses beinhaltet auch ein Gebäudekonzept. Im Zuge dessen wurde uns, als Pfarrei Heiliger Ingobertus, auferlegt Gebäudeflächen abzugeben. In vielen, wirklich vielen Sitzungen, Tagungen usw. wurde beratschlagt, diskutiert, besprochen und geplant.
Nachdem 2021 zu Ostern nun über die Zeitung eine grobe Planung dessen, wie unsere Pfarrei Heiliger Ingobertus sich in den nächsten Jahren gebäudlich zeigen könnte, bekannt gemacht wurde, waren wir in den Gremien nun unter Zeitdruck. Weder hatten wir ein pastorales noch ein Gebäudekonzept vorzuweisen. Handeln war angesagt. Wir alle, die wir in diesen gewählten Gremien sitzen, haben sehr viel Zeit, Arbeit und Kraft investiert um einen, für möglichst alle Gemeindemitglieder, guten Plan zu entwickeln, wie die Pfarrei Heiliger Ingobertus St. Ingbert sich erneuern könnte.
Im Zuge dessen wurde ein Gebäudekonzept in den Räten bewilligt, bei dem in drei Gemeinden unserer Pfarrei alle Gebäude abgegeben werden sollen. St. Barbara Schnappach wird komplett geschlossen, St. Konrad gibt ebenso alle Gebäude ab. Herz Mariae gibt bis auf das Pfarrhaus, das fremdvermietet ist und die Kita alle Gebäude auf und erhofft sich einen Raum, in dem Gemeindeleben möglich sein kann.
Am Sonntag (30.1.22) wurde ein Pfarrversammlung veranstaltet, bei der dies alles leider kaum Erwähnung fand. In der Hauptsache war diese Versammlung so gestaltet, dass eine kleine Gruppierung um die Kirche St. Hildegard, die sich schon seit Wochen gegen den Verkauf der Hildegardskirche einsetzt, Raum fand sich zu positionieren. Diese Gruppe interessiert sich meines Erachtens zu wenig für die Menschen, die sich in unseren Räumlichkeiten treffen, diese Gruppe interessiert sich eigentlich nur für den Erhalt des Gebäudes als Kulturgut. Aber ernsthaft: Sind wie als Pfarrei dafür zuständig, Kulturgut in St. Ingbert zu erhalten oder sollten wir uns nicht eher um die Menschen St. Ingberts Gedanken machen? Die Stadt St. Ingbert sehe ich als idealen Partner zum Erhalt der Kirche als Kulturgut.
Mir persönlich, als Nachbarskind der Kirche Herz Mariae, blutet das Herz, in dem Wissen, dass „meine“ Kirche Herz Mariae bald nicht mehr der Ort ist, an dem ich schon mein ganzes Leben Heimat und Gemeinschaft erfahren habe. Aber ich bin auch mit Entscheidungsträger. Wir haben in unserer Gemeinde viele Diskussionen geführt. Heftige und weniger heftige, aber immer produktive. Aus jeder Sitzung konnten wir Eindrücke unterschiedlichster Art mit nach Hause nehmen und verarbeiten. Ich möchte nicht beschreiben, wie viele schlaflose Nächte wir verbracht haben. Am Ende des Tages mussten wir zu einer Entscheidung kommen. Deshalb stand für uns irgendwann nicht mehr so sehr die Frage nach den Gebäuden im Vordergrund, sondern viel mehr die Frage nach den Menschen, die Frage danach, wie es für uns Katholiken St. Ingberts weitergehen kann. Wie es für uns Menschen der Gemeinde Herz Mariae weitergehen kann. Wir haben uns dazu entschlossen unseren Fokus nicht auf die Gebäude zu legen, sondern auf die Menschen. Nämlich die Menschen, die sich treffen, die Gemeinschaft feiern, egal in welchem Gebäude. Ja, die Menschen sollten uns wichtig sein.
Sicher brauchen wir Gebäude, um diese Gemeinschaft zu pflegen, aber alle unsere Gebäude können wir nicht mehr finanzieren, auch wenn wir es noch so sehr wollen. Wenn wir nicht jetzt handeln, wird unsere Situation in ein paar Jahren in einem noch desolateren Zustand sein. Im Zuge der Entwicklung der letzten Jahre, der massiven Kirchenaustritte wird das Geld immer knapper. Die haupt- und ehrenamtlichen Helfer immer weniger. Hilft es wirklich, wenn wir als Pfarrei Gebäude behalten, die wir ganz sicher nicht finanziell unterhalten können? Nein, es hilft nicht. Es hilft nur eine Erneuerung. Gebäudlich und pastoral.
Unsere gewählten Gremien haben Konzepte entwickelt, bei denen die pastorale Arbeit und die Gebäudesituation eng verwoben und ausgeglichen ist. An uns liegt es nun, die Menschen der Gemeinden mitzunehmen in unsere Großpfarrei. An uns liegt es, uns heimisch werden zu lassen in der Pfarrei Heiliger Ingobertus, nicht an Gebäude gebunden, sondern an die Menschen, mit denen wir unseren Glauben teilen. Ein Glaube, der in letzter Zeit immer öfter in Frage gestellt wird. Aber ein Glaube, der auch Großes bewirken kann.
In diesem Sinne: Mein Dank an alle, die gemeinsam mit mir die letzten Jahre Zeit und Kraft geopfert haben, an alle, die mir Heimat geben, an alle, die Gemeinschaft mit mir feiern und an alle, die es schaffen, über ein Gebäude hinaus Heimat zu finden, mit und bei Menschen die wichtig für jeden Einzelnen von uns sind.
Am Ende bleibt mir noch zu sagen, um auf einen der vielen Leserbriefe der letzten Wochen zu antworten:
„Ja, mir als Gremienmitglied bleibt die Verantwortung, am Gebäudekonzept mitgearbeitet und zugestimmt zu haben, das ist wahr; aber dies ist eine Verantwortung, in der ich auch meinen Trost finde, nämlich den, mit all meiner Kraft für den Zusammenhalt der Menschen in St. Ingbert zu kämpfen, denn nicht einzelne Gebäude sind mir wichtig, sondern die Menschen und die Gemeinschaft in der Pfarrei Heiliger Ingobertus!“
| Sonja Nickolai,
Vorsitzende des Gemeindeausschusses Herz Maria und Vorstandsmitglied im Pfarreirat Heiliger Ingobertus
Was uns ausmacht als Christen
Eine offene Antwort
Heiliger Ingobertus: Zuhören oder ignorieren?
Unsere Gemeinden in St. Ingbert sind seit einiger Zeit auf dem Weg zu einer Pfarrei zusammen-zuwachsen. Dieser Prozess, den ich seinerzeit als Mitglied im Pfarrgemeinderat St. Hildegard mit vorbereitet habe, war schwierig und auch mit vielen Widerständen verbunden. Eine Regelung, wonach in St. Ingbert zwei Pfarreien bestehen bleiben sollten, wurde vom Bistum leider abgelehnt. Die neue Pfarrei Heiliger Ingobertus umfasst nun alle katholischen Christen im Stadtgebiet St. Ingbert. Für viele Gläubigen war es zunächst ungewohnt, sich mit „einer neuen“ Pfarrei zu arrangieren. Mittlerweile habe ich aber den Eindruck, dass die Pfarrei Heiliger Ingobertus in den Köpfen angekommen ist und sich die vielen Möglichkeiten, die sich durch den Zusammenschluss ergeben haben, auch wahrgenommen und angenommen werden.
Wichtig ist, dass man während eines solchen Umbruchs die Beteiligten einbindet. Zuhören ist hier sehr wichtig, um den Kontakt zu den Menschen, um die es ja hauptsächlich geht, nicht zu verlieren. Ein ähnlich großer Umbruch ergibt sich, wenn sich die Pfarrei von Gebäuden trennen muss. Insbesondere wenn es dabei um Kirchengebäude geht, ist es schwierig bei den Gläubigen Verständnis zu finden. Daher sollte gerade hier das Zuhören und miteinandersprechen im Vordergrund stehen. Nun befindet sich die Pfarrei Heiliger Ingobertus aktuell in der Situation, dass sie Kirchengebäude abgeben will oder muss. Ich gebe zu, dass ich mich mit der geplanten Umnutzung der Kirche St. Hildegard nicht anfreunden kann.
Das habe ich auch in zwei Schreiben zum Ausdruck gebracht, die ich an die Gremien und an Pfarrer Zamilski geschickt habe, lange bevor immer öfter Leserbriefe in der Saarbrücker Zeitung zu diesem Thema veröffentlich wurden. Ich hatte gehofft, dass man meine Bedenken und Gedanken aus diesen Briefen aufnimmt, um mit mir darüber zu sprechen. Ich hatte gehofft, dass die Gremien sich bewusst sind, dass sie bei einer Entscheidung von solcher Tragweite auch auf gegenteilige Meinungen eingehen und sie auch berücksichtigen würden. Antwort bekam ich auf meine Briefe keine. Ich hatte nicht das Gefühl, dass mir zugehört wurde und das verletzt mich. Nachdem dann mehr und mehr Leserbriefe in der SZ veröffentlicht wurden, und auch ich einen Leserbrief geschrieben hatte, bekam ich dann doch noch Gehör bei Pfarrer Zamilski, wofür ich sehr dankbar bin.
Da noch viele andere Gemeindemitglieder einer Abgabe und Umnutzung der Kirche St. Hildegard kritisch gegenüberstehen und ihre Meinung auch zum Ausdruck brachten, wird deutlich, dass Kirche die Menschen immer noch interessiert, und dass man der Kirche als Institution und Gebäude nicht gleichgültig gegenübersteht. Im Gegenteil, man macht sich Gedanken, überlegt welche anderen Lösungen es geben könnte, wie man sie richtig vorstellt, wie und wo man Kompromisse finden könnte.
All das haben die Menschen, denen die Kirche St. Hildegard am Herzen liegt getan und wurden nicht gehört. Die Pfarrversammlung am 30. Januar in der Kirche St. Josef sahen viele als Möglichkeit an, sich mit Engagement in die Überlegungen zur Gebäudekonzeption einzubringen. Aber auch hier war es schwierig sich Gehör zu verschaffen. Eine ernsthafte und ehrliche Auseinandersetzung mit den Argumenten der Kritiker des Gebäudekonzeptes hat hier nicht stattgefunden.
Die Menschen, die sich für die Kirche St. Hildegard einsetzen, aus welchen Gründen auch immer, wollen wenigstens gehört werden. Sie möchten ihre Ideen und Konzepte vorstellen, und sie möchten ernst genommen werden. Die Arbeit der Gremien wird ernst genommen, auch wenn das Ergebnis in diesem Fall keinen Gefallen findet. Da ich selbst lange Zeit in Gremien mitgearbeitet habe, liegt mir nichts ferner, als diese Arbeit gering zu schätzen. Das ehrenamtliche Engagement ist gerade in Zeiten zurückgehender Kirchenmitglieder nicht hoch genug zu würdigen. Und gerade deswegen ist das Zuhören, das Hören auf die Gläubigen, die man als Gremienmitglied vertritt, hilfreich und notwendig.
„Das permanente und immer wieder neue Hinhören auf das Evangelium und auf die Menschen ist die Basis und Spiritualität unserer Seelsorge.“ So lese ich es gerade im aktuellen Pfarrbrief. Lassen wir uns von diesem Satz leiten und hören wir einander zu, auch und gerade, wenn wir unterschiedlicher Meinung sind.
Ich freue mich auf offene Ohren und ehrlichen Meinungsaustausch in den Gremien. Ich ignoriere die Gremien nicht, ich wende mich direkt an sie, und daher möchte auch ich von den Gremien nicht ignoriert werden.
Hören wir einander zu, meine Mitstreiter und ich sind bereit dazu.
| Christoph Metzger
Wir werden keine weiteren Briefe auf unserer Homepage veröffentlichen, freuen uns aber, wenn Sie direkt das Gespräch mit uns suchen!
Diese Meldung und weitere Nachrichten von Pfarrei Hl. Ingobertus
finden Sie auf folgender Internetseite: www.heiliger-ingobertus.de