Montag, 13. Oktober 2025
Diskussion um die Zukunft der Kirche in Speyerbrunn
Verkauf oder Erhalt? Gemeinde debattiert über die Zukunft des Gotteshauses
In der katholischen Kirche St. Wendelin und St. Hubertus, Speyerbrunn fand am Montag, 13.10. eine Gemeindeversammlung statt, bei der die Zukunft des Gotteshauses im Mittelpunkt stand. Thema des Abends war die Frage, ob die Kirche verkauft oder weiterhin erhalten werden soll. Pfarrer Herr eröffnete die Sitzung und gab zunächst einen Überblick über die Geschichte der Kirche.
Die Kirche in Speyerbrunn sei, so Pfarrer Herr, fast hundert Jahre alt. Wie alle Kirchen sei sie eine Stiftung. Zwar sei Stiftungskapital vorhanden, allerdings könne die Kirchengemeinde Hl. Johannes XXIII., Lambrecht, wie bei Stiftungen üblich, auf dieses Stiftungskapital nicht zugreifen. Der Zeit übersteigen die Betriebskosten die Erträge aus der Kirchenstiftung um ein Vierfaches. Sanierungs- und Renovierungsarbeiten müssten allein aus den Zinsen finanziert werden. Der Grund und Boden der Kirche sei nur zu einem Viertel bebaut, die restliche Fläche bestehe aus Hang- und Waldgelände. Zudem gebe es weder Wasseranschluss noch sanitäre Anlagen oder ausgewiesene Parkplätze. „Man ging damals wohl davon aus, dass man das alles nicht braucht, weil das Pfarrhaus direkt daneben lag“, erklärte Pfarrer Herr.
Ein besonderes Ausstattungsmerkmal der Kirche ist die alte Esthaler Orgel, die vor einigen Jahren aufwendig restauriert wurde. Die Kirchengemeinde selbst umfasst derzeit rund 3.500 Katholiken, verteilt auf mehrere Gemeinden und neun Kirchen. „Rein rechnerisch könnte jeder Gläubige in einer der neun Kirchen einen Sitzplatz finden, aber die Auslastung bei den Gottesdiensten liegt Pfarrei weit zurzeit bei 3%“, so der Pfarrer. In Speyerbrunn und den umliegenden Ortschaften leben aktuell nur noch 69 Katholiken, von denen über 40 die Altersgrenze von 60 Jahren erreicht haben. Im Durchschnitt zählen die Sonntagsgottesdienste, die einmal im Monat stattfinden, zwischen 15 und 20 Besucher.
Bereits zu Beginn des Jahres sei ein Kaufgesuch einer orthodoxen Kirchengemeinde eingegangen, berichtete Pfarrer Herr weiter. Sollte die Kirche tatsächlich zum Verkauf stehen, müsse jedoch eine öffentliche Ausschreibung erfolgen. Den Zuschlag erhielte dann das meistbietende Angebot. Pfarrer Herr geht jedoch nicht davon aus, dass sich mehrere Interessenten melden werden, und rechnet damit, dass die orthodoxe Kirche den Zuschlag erhalten würde. Des Weiteren seien bauliche Veränderungen nicht möglich, da die Kirche unter Denkmalschutz steht.
In der anschließenden Diskussion zeigten sich die Anwesenden gespalten. Einige begrüßten den möglichen Verkauf, andere sprachen sich deutlich dagegen aus. Die Befürworter äußerten vor allem die Sorge, dass die katholische Gemeinde die finanziellen Belastungen des Erhalts langfristig nicht tragen könne und die Kirche dem Verfall geweiht wäre. Auch stand im Raum, wer die Sakristandienste weiterführen würde, wenn die momentan Ehrenamtlichen dies nicht mehr leisten können. Kritische Stimmen warnten hingegen davor, dass die orthodoxe Kirche das Gebäude nicht wie geplant als Ort der Gottesdienste nutze, sondern es später weiterveräußere.
Versöhnlich wirkte sich aber die Hoffnung aus, das Gotteshaus als Kulturgut zu erhalten und durch dauerhafte orthodoxe Gottesdienste wieder mit Leben zu füllen. Pfarrer Herr kündigte an, dass die Ergebnisse der Diskussion in den kommenden Wochen an Verwaltungsrat, Pfarreirat und das Bistum weitergeleitet und dort geprüft werden sollen.
von Yvonne Faß
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