Donnerstag, 28. Januar 2021
Bauvorhaben ehemaliges Schwesternhaus in Maikammer
Ich habe als Pfarrer der Kirchengemeinde die Artikelflut in der Rheinpfalz bzgl. des ehemaligen Schwesternhauses zur Kenntnis genommen und nehme wie folgt Stellung:
- Bereits am 13.6.2019, 19.30 Uhr, hatte der Verwaltungsrat zu einem Informations- und Gesprächsabend über die zukünftige Nutzung des Schwesternhauses alle Interessenten eingeladen. Ich selbst hatte den Vorschlag zu diesem Abend eingebracht, weil ich um die Bedeutung dieses Themas wusste. Hier wohnten Niederbronner Schwestern, die sehr viel Gutes taten im Bereich der Kindergärten, der Krankenpflege und durch die Nähkurse. Dadurch sind viele emotionale Bindungen da an solch ein Gebäude, die es m.E. bei einer solchen Entscheidung auch zumindest anzusprechen gilt. Bereits vor eineinhalb Jahren also war die Möglichkeit auch für die Leserbriefschreiber, sich entsprechend zu informieren. Die vorgestellte Vorderansicht habe ich für Sie auf die Homepage der Pfarrei gestellt.
- Vielleicht hätten dann auch solche Worte wie „Das Gesamtbild eines historisch gewachsenen Dorfkerns würde einen Investor nicht jucken“, oder „einen Wohnblock hinklatschen“ vermieden werden können. Sie sind unwahr und vergiften die Atmosphäre. Die Wohnungsbaugesellschaft und auch der Verwaltungsrat prüften, ob die Fassade erhalten werden kann, was immense Kosten verursacht hätte. Zudem lag bereits am 13.6.2019 ein Entwurf des geplanten neuen Gebäudes vor, der vom Gegenteil überzeugte. Man muss nicht Bausünden vergangener Jahrzehnte, die es fast in jedem Ort gibt, wiederholen. Zwei Architekten sprachen sich zudem für einen Neubau aus.
- Das Gleiche gilt in diesem Fall auch für „die kath. Kirche hätte andere Aufgaben, als Profit zu erwirtschaften.“ Würden wir das Gebäude verkaufen, käme das Geld in das sogenannte Stammvermögen der Kirchenstiftung Maikammer, das aufgrund des deutschen Stiftungsrechts nicht angetastet werden darf. Allenfalls die Zinsen dürfen wir im Haushalt verwenden. Deshalb waren wir auch froh über einen Erbpachtzins, der uns aufgrund der sinkenden Kirchensteuereinnahmen eine zusätzliche jährliche Einnahme in den nächsten 99 Jahren gebracht hätte.
- Dem Verwaltungsrat war gerade aufgrund der Vergangenheit auch der soziale Aspekt bei dem zukünftigen Gebäude wichtig. Es sollte nicht in Hände fallen, die weiß Gott was aus ihm machen. Die Stifter waren zudem der Kirche sehr verbundene Menschen. Deshalb sollte es unserer Meinung nach auch in Kirchenhand bleiben. Und da kam uns eben der Vorschlag des Siedlungswerks entgegen. Es sollte ein sehr guter Wohnungsmix mit 2-, 3- und 4-Zimmer-Wohnungen entstehen. Alle Wohnungen wären weitestgehend barrierefrei, einige sogar rollstuhlgerecht. Selbstverständlich verfügte das neue Gebäude über einen Personenaufzug. Drei der geplanten Mietwohnungen würden öffentlich gefördert und damit zu Anfangsmieten von Euro 5,45/m² Wfl. vermietet. Die Miete für die übrigen Wohnungen wird bei Euro 8,-- bis 8,50 liegen und liegt damit immer noch deutlich unter vergleichbaren Neubaumieten in Maikammer, die um Euro 10,--/m²Wfl. Betragen. Die künftigen Nutzer/Mieter brauchen beim Siedlungswerk keine Angst zu haben, dass ihnen wegen Eigenbedarf gekündigt wird. Aufgrund der Größe der meisten Wohnungen können wir Paare aufnehmen, die aufgrund einer zu großen Wohnfläche aus ihrer Wohnung müssen und eine entsprechend kleinere Wohnung suchen. Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ist auch dem heutigen Papst neben seinen ökologischen Gedanken sehr wichtig (Laudato Si Nr. 152).
- Ich denke, es wurde deutlich, dass bei einem solchen Projekt wie einem ehemaligen Schwesternhaus viele Aspekte berücksichtigt werden müssen: ästhetische, ökonomische, ökologische, soziale, historische usw. Ich bin dankbar für die, die mit mir sachlich und unter Berücksichtigung nicht nur eines oder zweier Aspekte um die beste Lösung ringen. Wie im übrigen Leben ist das nicht immer leicht, ja man muss manches lieb Gewordene aufgeben, was auch wehtut und wehtun darf.
- Aufgrund der Neuwahl des Verwaltungsrates und entsprechender kirchenrechtlicher Möglichkeiten hat der neue Verwaltungsrat beschlossen, das Gebäude auszuschreiben. Während ich diese Darstellung schreibe, wird in den Amtsblättern wohl gerade die Ausschreibung des Hauses gedruckt. Da kann sich jede(r) bewerben… Ich selbst wäre froh, gleichgültig wie die Sache ausgeht, wenn wir als Kirchengemeinde möglichst vielen Lebensgemeinschaften in dem Gebäude mit bezahlbarem Wohnraum eine Heimat und ein Zuhause schenken könnten, ohne dass sie in einem Wohnklotz hausen müssten. Das scheint mir sehr wohl im Sinne des Stifters.
Peter Nirmaier, Pfr.
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