Deidesheim
Pfarrei Hl. Michael

Montag, 18. November 2024

Mystisches Indien

Der Lotus Tempel der Bahai Religion in Delhi

Der Sigh Tempel Gurudawa Bangla Sahib in Delhi

Der Stufenbrunnen Chand Baori

Nach dem Gottesdienst in Jaipur

Im Palast Amber Fort

Pater Naigin als Schlangenbeschwörer

Rituelles Feueropfer in Varanasi

Bei der Familie von Pater Naigin in Mannar

Erklärung einer Gewürzplantage durch Reiseführer Chris

Hausboottour auf den Back Waters von Alleppey

Ein Reisebericht der Indienreise mit Pater Naigin vom 16.10. - 29.10.2024

Fast 40 Teilnehmer aus der Verbandsgemeinde Deidesheim und Umgebung machten sich vom 16.10. – 29.10. auf den Weg mit Pater Naigin auf eine 14-tägige Reise durch sein Heimatland Indien.
Von Frankfurt flogen wir zunächst über Doha nach Delhi. Direkt vom Flughafen ging es in einem komfortablen Reisebus mit einem gut deutschsprechenden und sehr kompetenten Reiseführer (Kusch) nach Qutub Minar:
Ein frühes Meisterwerk der indo-islamischen Architektur und einer der höchsten Turmbauten der islamischen Welt, der zudem den Beginn der muslimischen Herrschaft in Indien (Ende 12 Jh.) markierte.
Anschließend gab es den ersten offiziellen und traditionellen indischen Empfang (Blumenkette, farbiger Punkt auf die Stirn) mit Mittagessen in den Räumlichkeiten des lokalen Reiseveranstalters.

Vor dem Einchecken in das Hotel besuchten wir noch den sehr modernen Bahai Tempel oder auch entsprechend der architektonischen Form „Lotus Tempel“ genannt. Er ist der zweitjüngste der weltweit acht kontinentalen Bahai Tempel. Die neun Eingänge symbolisieren hierbei die neun großen Religionen, wobei die Türen stets offenstehen, um Besuchern so die Einladung für eine Meditation oder ein Gebet auszusprechen.

Der zweite Tag begann mit einer Stadtrundfahrt in Delhi, vorbei am Gate of India, Parliament House und anderen wichtigen öffentlichen Gebäuden. Danach fanden Besichtigungen des Gurudwara Bangla Sahib statt, einem bedeutender Sikh Tempel, der Sacred Heart Kathedrale (kath. Kirche) und des Hindu Tempels „Birla Tempel“.
Darauf folgte anschließend eine mehrstündige Busfahrt nach Agra. Während der Busfahrt lernten wir auch den „Old Muck“, einen hervorragenden indischen Rum, kennen und seine Wirksamkeit als „innere Desinfektion“ auch sehr zu schätzen. Er sollte uns weiterhin ein treuer Wegbegleiter gegen allerlei Magen- und Darmprobleme sein!

Am anderen Morgen stand das weltberühmte „Taj Mahal“, ein Mausoleum, auf dem Programm. Es ist rund 400 Jahre alt und benötigte bis zur kompletten Fertigstellung etwa 22 Jahre Bauzeit. Erbaut aus weißem Marmor gilt es als eines der schönsten Bauwerke weltweit und zählt zugleich zu den sieben modernen Weltwundern. Der Mogulherrscher Shah Jahan hat es für seine verstorbene Frau Mumtaz Mahal am Ufer des Flusses Yamuna errichten lassen und fand eine beeindruckende Weise, persische Architektur mit indischen Elementen zu verbinden. Ca. 20 000 Arbeiter aus vielen Teilen Asiens und ca. 1000 Elefanten waren am Bau beteiligt.
Im Anschluss besuchten wir ein typisches Dorf (Abhaneri) mit einem einmaligen Stufenbrunnen (Chand Baori). Dieser Brunnen entstand vor ca. 1000 Jahren, beinhaltet 13 Stockwerke mit 3500 Treppenstufen und in 20 m Tiefe findet sich ein quadratischer Brunnen, der heute immer noch Wasser führt.

Von Abhaneri aus, wo noch das eine oder andere handwerkliche Souvenir erworben werden konnte, erreichten wir Jaipur. Dort feierten wir zunächst mit Pater Naigin einen schönen, lebendigen Vorabendgottesdienst - auch im Sinne einer praktizierenden Ökumene.
Nordöstlich von Jaipur inmitten einer kargen Gebirgslandschaft erlebten wir dann eine beeindruckende Palastbesichtigung: das Amber Fort. Vom Busparkplatz aus ging es mit Jeeps mit voller Geschwindigkeit durch schmale Gassen steil zu dem Palast hinauf. Er wurde im 17 Jh. von Maharaja Man Singh erbaut, niemals eingenommen oder zerstört und eine 13 km lange Steinmauer umschließt die Anlage. Der Palast besteht aus verschiedenen Gebäuden, die üppig ausgestattet sind (beispielsweise ein Glaspalast voller Spiegel mit einer konkaven Decke).
Nach diesen imposanten Eindrücken ging es in das Jantar Mantar, ein beeindruckendes Observatorium in Jaipur. Erbaut im frühen 18.Jh.  findet man dort viele Kuriositäten, aber auch exakte Instrumente zum Messen der Sonnenzeit und der Lauf der Sterne (auch die Sternzeichen) vor.
Anschließend checkten wir wieder in Delhi im Hotel ein, von wo aus es am anderen Morgen mit dem Zug nach Varanasi gehen sollte.

Nach dem Weckruf um 04:00 Uhr und Anwesenheit um 05:00 Uhr am Bahnhof stellte sich vor Ort heraus, dass der angestrebte Expresszug an diesem Tag nicht um 06:00 Uhr losfahren sollte. Unklar war zudem, ob eine Reise nachmittags möglich war. Da dies für die Gruppe insgesamt eine doch zu unsichere Option war und wir das Nachmittagsprogramm in Varanasi nicht verpassen wollten, schaffte es das dortige Reisebüro (zwischen 05:00 und 06:00 Uhr morgens!!), alle Reiseteilnehmer auf zwei unterschiedliche Flüge zu buchen, sodass wir dann von Delhi anstelle mit dem Zug per Flug doch noch nachmittags in Varanasi ankamen.
Varanasi gilt als heilige Stadt der Hindus und liegt am Fluss Ganges, wo wir die Möglichkeit hatten, an der täglichen Zeremonie am Abend teilzunehmen: die Ganga Aarti (rituelles Feueropfer) ist ein beeindruckendes Schauspiel mit religiösen Gesängen der Bhajans (religiöse Lieder), verschiedenen Gebeten und einem Hawan (Ritual um das Feuer). Danach erfolgte eine Bootsfahrt auf dem Ganges, was uns durch die umfassende Perspektive nochmals eine andere Sicht auf die vielen Feuer der Leichenverbrennungen ermöglichte. Zurück zum Hotel ging es wieder mit den Rischkas durch den lärmenden und chaotischen Straßenverkehr der Inder.
Nach dem Abendessen gab es meist noch auf der Dachterrasse oder anderen geeigneten Plätzen einen gemütlichen Ausklang mit teilweise recht hochprozentiger „Infusion“ für eine gesundes Magen- und Darmklima oder einfach nur ein gutes lokales Bier.
Von Varanasi aus fuhren wir weiter nach Sarnath, einem sehr wichtigen Buddhistischen Pilgerort. Hier hielt – so die Erzählung - Buddha seine ersten Predigten in einem königlichen Wildpark. Beeindruckend war insbesondere der enorme Stupa aus Stein und Ziegeln gebaut von König Ashoka im 3. Jh. Die Ruinen zeugen heute noch von wichtigen Gebäuden wie Universitäten, Wohnungen etc. Daneben existieren die neuen chinesischen, japanischen und tibetischen Gebetsstätten.

Nach den interessanten Tagen im Norden Indiens ging es von Varanasi per Flug via Hyderabad (moderner Flughafen mit Photovoltaik-Anlage) nach Cochin im Süden. Wiederum erwartete uns ein Reiseleiter (Chris) mit viel Wissen und einer angenehmen Art, uns diesen Teil Indiens näher zu bringen. Auch die neue Bus Crew kümmerte sich wieder vorzüglich um eine sichere und gute Weiterreise.

Am nächsten Tag waren wir bei der Familie von Pater Naigin in Mannar zum Mittagessen eingeladen. Ein Treffen voller Gastfreundschaft! An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an die ganze Familie für den freundlichen Empfang und die tolle Verpflegung!
Der Süden Indiens ist landschaftlich, klimatisch und kulturell ganz verschieden zum Norden. So gibt es hier mehr tropisches Klima mit entsprechender reichhaltiger Vegetation. Auch Sauberkeit und hin und wieder Mülltrennung (Einsammeln von Plastikwasserflaschen!) zeigen ein anderes Bild.
In Thekkady bot man uns am Abend noch eine interessante Aufführung mit Kampfsport, aber auch akrobatische Yogavorführungen.

Nach einem wie immer sehr reichhaltigen Frühstück (eigentlich eher indischer Brunch!) fuhren wir in  den Periyar National Park mit Bootsfahrt, Elefantenritt und Besuch eines Gewürzgartens. In dieser Gewürzplantage wird Wert auf Biodiversität gelegt wird, so dass man sich den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (Bio-zertifiziert!) spart. Pfeffer, Cardamon, Ingwer, Zimt, Kakao, Kaffee und noch anderes war hier zu bestaunen. Im Gewürzshop konnte man dann diese Produkte erwerben. Der Tag klang entspannt mit einer Ayurveda Massage aus.
Große Teeplantagen findet man ebenfalls im Süden Indiens. So besuchten wir eine Teefabrik bei Thekkady, wo vornehmlich schwarzer, grüner und weißer Tee hergestellt wird. Die Teepflückerinnen müssen am Tag ca. 21 kg Teeblätter ernten, wofür sie ca. 5 € erhalten! In weniger steil gelegenen Plantagen kommen inzwischen auch Maschinen zum Einsatz. Hier hatten wir zudem die Gelegenheit, eine kirchliche Privat-Schule/College zu besuchen (vom Kindergarten bis zur 12 Klasse). Die Kinder und Jugendliche begrüßten uns sehr lautstark und mit fröhlichen Gesichtern. So konnten wir uns in verschiedenen Klassen umsehen und mit Lehrer/innen und Schüler/innen sprechen. Es gab auch noch einige musikalische Beiträge der Band und kleine Theaterstücke. Neben den schulischen Fächern wird großen Wert auf musische und sportliche Aktivitäten gelegt, während Englisch in allen Schulen bereits ab der ersten Klasse gelehrt wird.

Fortführend konnten wir eine moderne Klinik besichtigen, die erst vor ca. 5 Jahren neu gebaut wurde. Hier arbeiten ca. 200 Ärzte, ca. 600 Pflegedienste bei 650 Krankenbetten. Die Klinik ist in kirchlicher Trägerschaft und kommt ganz ohne staatliche Zuschüsse aus. Mittellose werden sogar umsonst behandelt. Spannend war für unsere Gruppe zu sehen, dass es in Indien allgemein Vorschrift ist, dass immer ein Angehöriger bei dem Patienten mit im Zimmer übernachtet.
Unterwegs kaufte unsere Bus Crew immer wieder leckere Bananen und Snacks, um uns auf den langen Busfahrten bei Laune zu halten.
Weiter ging die Fahrt nach Alleppey, wo eine Hausbootstour auf den Back Waters (Art Süßwasserlagune, die über ein Stauwehr Zugang zum Meer hat) auf dem Programm stand. Dort gibt es ca. 2000 Hausboote, die entweder im Privatbesitz oder zu mieten sind. Vorbei ging es an vielen Reisfeldern, teilweise schmucken Häusern und vielen kleinen Wasserläufen.

Nach dem Frühstück reisten wir frühmorgens nach Kumarakom, wo wir gemeinsam mit Pater Naigin und einem weiteren Priester, der einige Jahre in Bayern im Dienst war, eine Messe im Syro-Malabarischen Ritus (Sprache Malayalam) feierten. Uns ist ein sehr lebendiger Gottesdienst mit viel Gesängen und Musik aus den Lautsprechern in Erinnerung geblieben. Besonders engagiert und voller Begeisterung brachten sich die Kinder und Jugendlichen ein, die uns danach noch in der Kirche Tänze und andere Darbietungen zeigten. Im Anschluss gab es noch viele Gespräche in Englisch und natürlich Fotos mit unserer Gruppe, auf die die Kinder ganz stolz waren.

Am letzten Tag vor der Abreise besuchten wir u.a. noch die älteste Synagoge in Indien und dann ging es mit der Water Metro (Schnellboot) in das moderne Cochin zum Einkaufen für die letzten Souvenirs.
Einen Nachmittag verbrachten wir am „Arabischen Meer“ und genossen das warme Wasser und eine romantische Abendstimmung.

Der Rückflug morgens um 03:45 Uhr von Cochin via Doha nach Frankfurt verlief planmäßig; jedoch war die Klimaanlage im Flugzeug etwas kalt eingestellt, was im Nachgang für die ein oder andere Erkältung sorgte.
Alle waren sich einig: eine tolle Reise mit einer harmonischen Reisegruppe, exzellente Reiseführer, sehr umsichtige Busfahrer mit hilfsbereiter Crew, sehr gut ausgewählte Hotels, ein abwechslungsreiches Sightseeing Programm und natürlich ein erstklassiger Reiseleiter, der sich um alle Belange gekümmert hat: herzlichen Dank, Dir lieber Naigin, für Deinen unermüdlichen Einsatz während der ganzen Reise! (hb)

Den Reisebericht mit vielen Fotos können Sie hier herunterladen (5,1 MB).

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