Montag, 01. Mai 2023
Grußworte Mai 2023
Der Himmel ist Ihnen nahe
Liebe Leserin, lieber Leser,
ich habe leider nur sehr schwache und undeutliche Erinnerungen an meine Oma, die mit uns im Haus wohnte. Durch Erzählungen meiner Mutter weiß ich, dass sie schon früh versuchte, mich religiös zu prägen. In weiteren Erzählungen höre ich von den Herausforderungen, die ich ihr geboten habe. Geheimnisvoll musste es mir immer wieder gelungen sein, ein Spielzeug mit in den Gottesdienst zu schmuggeln, mit dem ich dann lauthals während der andächtigen Feier spielte. Ich schien auch meine Langeweile nicht zu verbergen, mich daher kommentierend in irgendwelche Andachten und Gebete eingemischt zu haben. Der Pfarrer, so wurde mir erzählt, habe diese Zwischenfälle mit einem herzlichen Lächeln bedacht.
Unsere Oma war für meine Schwester und mich natürlich immer da, las uns unsere Wünsche von den Augen ab und umsorgte uns. So schwach und undeutlich die Erinnerungen auch sind, ein Bild ist mir bis heute ganz präsent. Sie saß auf ihrem Stuhl, hatte den Rosenkranz in ihren Händen und betete. Sie tat es leise, wohl jede Perle in ihren Händen haltend und zur nächsten greifend. Dies war ihre Zeit. Meine Schwester und ich spürten es eher, als dass wir es verstanden. Sie ist da und dann doch irgendwie nicht. Sie schien in ein geheimnisvolles Gespräch vertieft, von dem wir nichts hörten und es nur erahnten.
Wenn ich heute meine Gedanken an sie richte, dann geschieht dies nie ohne Dankbarkeit. Einer Dankbarkeit, die durch etwas Wehmut begleitet ist, da sie mir ihre wunderbaren Rezepte nicht auf ähnliche Weise hinterlassen hat. Was sie aber ganz tief in meine Gedanken und in mein Herz geschrieben hat, ist diese Offenheit des Alltags für den Himmel. So sehr wir unsere Augen auf die uns anvertrauten Menschen richten müssen, so sehr es unumgänglich ist, die Herausforderungen in unserer kleinen und großen Welt aufmerksam und kritisch zu betrachten, so ist es ebenso notwendig, den Blick auch auf den Himmel zu richten.
Ich spüre, dass meine Oma sehr wohlwollend auf diese Zeilen blickt und über die Peinlichkeiten gnädig hinweg sieht, die ich ihr zu Lebzeiten zugemutet habe. Vielleicht nickt ihr der gnädige Gott auch zu, dass ihre Bemühungen, meine religiöse Prägung betreffend, nicht ganz ins Leere liefen.
Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen, dass Sie in Ihrem Alltag, inmitten der vielfältigen Herausforderungen, die sich Ihnen stellen, jenen Blick auf den Himmel immer wieder wagen. Ich wünsche Ihnen auch, dass Sie Erinnerungen an Menschen haben, die Ihrem Herzen einen kostbaren Schatz anvertrauten, von dem Sie heute noch dankbar zehren können.
Dies wünsche ich Ihnen. Der Himmel ist Ihnen nahe.
Mit den herzlichsten Segenswünschen
Markus Hary, Pfarrer
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