Ludwigshafen
Dekanat Ludwigshafen

Mittwoch, 06. März 2024

"Das Zauberwort ist Tun"

Künstliche Intelligenz und ihre Chancen und Risiken speziell für Frauen stand im Mittelpunkt einer Veranstaltung zum Weltfrauentag im HPH am 4. März 2024.

Spannend und vielschichtig, schon längst in unserem Alltag und Arbeitsleben angekommen, in rasanter Entwicklung, mit Risiken, aber auch Chancen gerade für Frauen verbunden – das ist Künstliche Intelligenz, kurz KI. Sie stand im Mittelpunkt einer Veranstaltung zum Weltfrauentag im Heinrich Pesch Haus am Dienstag, 4. März 2024.

Die Veranstaltung zum Weltfrauentag fand auch in diesem Jahr wieder in Kooperation mit den Gleichstellungsbeauftragten der Städte Ludwigshafen und Frankenthal sowie des Rhein-Pfalz-Kreises statt. „Mit KI stehen wir am Anfang einer revolutionären Entwicklung“, sagte Cornelia Tildmann, Gleichstellungsbeauftragte des Rhein-Pfalz-Kreises, in ihrer Einführung. KI habe vielfältige positive Auswirkungen, bringe aber auch Herausforderungen mit sich, gerade mit Blick auf Chancengleichheit und Geschlechtergerechtigkeit.

„KI ist nicht intelligent“

Diese Themen vertiefte dann Regina Keßler, Geschäftsführerin Genie Enterprise Deutschland GmbH, in ihrem Vortrag. „KI ist nicht intelligent. Sie wird von Menschen trainiert und ist ein Teilgebiet der Informatik“, sagte sie. Nach einem kurzen Blick auf all die Bereiche, wo uns KI in unserem Alltag bereits begegnet, befasste sich Regina Keßler mit den Vor- und Nachteilen von KI für Frauen.

Klar ist: KI wird durch die Automatisierung von Geschäftsprozessen die Arbeitswelt verändern. „Davon sind vor allem Frauen betroffen. 79 Prozent der erwerbstätigen Frauen sind in Berufen beschäftigt, die sich für KI-Einsatz und Automatisierung eignen“ erläuterte sie. Gleichzeitig ermöglicht KI-gestützte Robotik aber an vielen Stellen eine Erleichterung der Arbeit, sei es in der Industrie, bei der Büroarbeit, in der Wissenschaft oder auch in der Pflege.

KI kann bestehende Ungleichheiten verstärken

„Ist KI frauenfeindlich und diskriminierend?“, lautete dann ihre nächste Fragestellung. Die Antwort ist eindeutig: „KI-Verfahren sind grundsätzlich nicht diskriminierend, aber KI-Algorithmen lernen meist anhand stereotyper und unvollkommener Daten und interpretieren diese dann ebenso stereotyp“. Greifen KI-Systeme also auf Vorurteile und bestehende Ungleichheiten zu, können sie diese unbewusst reproduzieren und somit bestehende Ungleichheiten verstärken. Da nur 16 Prozent der Fachleute auf dem KI-Sektor Frauen seien, könne es hier bei der Programmierung leichter zur Eingabe stereotyper Meinungen kommen.

Frauen empowern, KI zu nutzen

Für eine geschlechtergerechte Gestaltung der KI müsse ein Problembewusstsein geschaffen werden. „Wir brauchen diverse Teams, müssen für das Training der KI ausgewogene und diskriminierungsfreie Daten verfügbar machen und an der Qualitätssicherung und Zertifizierung von KI-Algorithmen arbeiten“, forderte Regina Kessler. „Wir müssen Frauen empowern, dass sie KI nutzen und keine Angst davor haben“, lautete ihr abschließender Appell.

In der anschließenden Podiumsdiskussion, die Ulrike Gentner, Direktorin Bildung im HPH, moderierte, erhielten die rund 50 Teilnehmer*innen Einblicke in die praktische Anwendung von KI. Rita Petry, Geschäftsführerin der HWK Pfalz in Kaiserslautern, berichtete von notwendigen Änderungen in Ausbildungsplänen, aber auch neuen Geschäfts- wie Automatisierungsmodellen im Handwerk durch KI. Einblicke in den KI-Einsatz in der Stadt Ludwigshafen gab Chief Digital Officer Daniel Meyer. KI könne überall in der Stadt zum Einsatz kommen, von der Wirtschaft über die Verwaltung bis zur öffentlichen Sicherheit. „KI ist ein Hilfsmittel, um Prozesse besser zu machen und Mitarbeiter*innen bei der Arbeit zu helfen“, sagte er. „Das Zauberwort ist Tun“, machte er Mut, selber KI auszuprobieren. Und Ulrike Gentner fügte hinzu, dass sich die KI an den Menschen anpassen müsse, nicht umgekehrt.

Gerade auch in der Pflege und Medizin sieht die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Ludwigshafen ein gutes Einsatzgebiet für KI, bspw. bei der sehr zeitintensiven Dokumentation. Die dadurch gewonnene Zeit könne dann wieder mehr für die heilende Beziehung zwischen Patient*in und medizinischem Personal genutzt werden.

„Wir müssen uns alle einbringen“

Dr. Inga-Lena Darkow, Teamleiterin für die Entwicklung KI-basierter Lösungen in der Industrie, setzte sich nachdrücklich für die Beteiligung von Frauen an KI ein. „Nur so können wir sagen, wo Algorithmen besser werden müssen“, betonte sie und forderte: „Wir müssen uns alle einbringen, egal, an welcher Stelle. Jede kann einen Beitrag leisten, auch als Nicht-Informatikerin“.

Um eine geschlechtergerechte KI zu bekommen, braucht es mehr Frauen, die partiziepieren– da waren sich die Teilnehmer*innen der Podiumsdiskussion einig. Birgit Löwer, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Frankenthal, brachte in ihrem Schlusswort die Meinungen des Podiums auf den Punkt: „Frauen müssen sich aktiv mit KI auseinandersetzen. Dafür brauchen wir digitale Kompetenzen. Wir müssen diesen zukunftsfähigen Bereich mitgestalten“. (ako)

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