Ludwigshafen
Dekanat Ludwigshafen

Montag, 13. Mai 2019

Angekommen in St. Ludwig: Kirche ist „ansprechBar“

Draußen hört man eine Straßenbahn klingeln. Ein Taxi hupt, Fußgänger eilen vorüber. Ein paar Stufen geht es hinauf zur Stadtkirche St. Ludwig. Drinnen: Stille. Im Gotteshaus beten ein paar Leute leise den Kreuzweg. Im Vorraum der Kirche sitzen Christiana Klein und Ton-Vinh Trinh-Do. Sie warten auf Passanten.

Gerade hat sich eine Frau nach einem längeren Gespräch von Christiana Klein verabschiedet: Es ist der Todestag ihres Mannes. „Ich finde es gut, dass ich hier eine Zuhörerin finde und über alles sprechen kann.“ Nun zündet die Frau in der Kirche, am Kerzenständer, ein Gedenklicht an.

„Die Menschen haben uns hier wiedergefunden. Und es sind neue hinzugekommen, weil wir hier zentraler sind“, sagt Klein und spielt auf das Vorgängerprojekt von „ansprechBar“ an. Die Passantenseelsorge am „Licht.Punkt“, direkt an der S-Bahn, war im Januar vom Bistum Speyer aufgegeben worden. Doch die Ehrenamtlichen wollten nicht aufgeben – sie gründeten das rein ehrenamtlich getragene Projekt. Jeden Freitagnachmittag sind nun immer zwei oder drei Personen aus dem zehnköpfigen Team „ansprechBar“. Man ist für weitere Leute, die sich seelsorgerlich engagieren möchten, offen, betont Ton-Vinh Trinh-Do. „Ja, es ist wirklich Seelsorge, was wir hier machen“, bekräftigt Christiana Klein.

Einsamkeit, Not, auch Trauer sind einige der Situationen, in denen Menschen ein Gespräch suchen. Manche nutzen den „Fürbittbaum“, wo sie einen Zettel mit einem Wunsch, einer Klage oder Dankesworten aufhängen. Die Ehrenamtlichen haben hier eine besondere „Kooperation“ mit den Ordensschwestern aus dem Krankenhaus Zum Guten Hirten aufgebaut: Sie beten in ihrer Vesper für die Bittenden.

Selbstverständlich verweisen die Ehrenamtlichen, wo es sinnvoll ist, auch auf andere Hilfsangebote der Kirchen und der Stadt. Und sie betonen, dass das Angebot allen Menschen gilt. Nation und Religion spielen keine Rolle.

Die beiden motivieren eigene Erfahrungen und Schicksalsschläge zu diesem Dienst. „Ich habe in meinem Leben viel Gutes erfahren, ja, Glück gehabt“, sagt Trinh-Do, der sich als junger Mensch vor dem Vietnamkrieg retten konnte. „Ich möchte das weitergeben, möchte anderen helfen, wie mir geholfen wurde.“ Für beide ist es ein Dienst aus dem Glauben heraus.

„Wir verstehen uns als ein Teil der Kirche in dieser Stadt und versuchen, authentisch zu glauben. Wir wollen Ohr sein, Hoffnung vermitteln, einen Anker darstellen.“ Das sei vielleicht wenig, aber doch ist das Anhören und Zuhören der erste, wichtigste Schritt, Not zu verändern, sagt Christiana Klein.

Den Ehrenamtlichen ist wichtig, dass sie selbst Kirche sind, berichtet Brigitte Deiters. „Vor unserer Gesprächszeit treffen wir uns zu einer kurzen Besinnung, und wir möchten regelmäßig Bibel  und Leben teilen. Schon in der Planungszeit haben wir gespürt, wie wichtig uns das gemeinsame Gebet ist: Nachdem wir uns am Anfang unserer Treffen Zeit genommen haben zum Beten, waren wir anschließend deutlich konzentrierter und schneller. Und sicher“, fügt sie lachend hinzu, „wächst unsere Gemeinschaft auch dadurch, dass wir bei Besprechungen immer auch miteinander essen.“

Noch steckt „ansprechbar“ in den Kinderschuhen – doch das Team ist voller Ideen. Wenn weitere Freiwillige gefunden werden, sollen die Gesprächszeiten ausgeweitet und auf andere Orte übertragen werden. Bislang stehen Frauen und Männer des Teams freitags von 16.00 bis 18 Uhr bereit. Künftig soll außerhalb der Kirche auf das Angebot stärker aufmerksam gemacht werden. „Wenn es wärmer ist, werden wir auch auf den Treppenstufen vor der Kirche zu finden sein“, sagt Ton-Vinh Trinh-Do. „Es ist wichtig, dass die Menschen uns sehen.“ Und erkennen: Hier ist Kirche ansprechbar.

Text: Hubert Mathes, der Pilger
Foto: der Anliegenbaum

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