Mittwoch, 01. November 2023
Grußworte November 2023
Liebe Gemeinde!
Meditieren ist zurzeit oft angesagt. Das soll ausgezeichnet helfen, den Stress abzubauen und außerdem stimmungsaufhellend wirken. Doch wie wäre es da mit Beten? Und warum eigentlich nicht. Wer von Kind an gelernt hat zu beten, braucht da keinerlei Kurse zu besuchen. Vielleicht sorgt die neue Erkenntnis aber dafür, dass die als trist geltenden Festtage im November, Allerheiligen und Allerseelen, positiver gesehen werden.
Allerheiligen als Feier zum Gedenken an die christlichen Märtyrer gibt es seit dem 4. Jahrhundert. Im Jahr 998 fügte Odilo, Abt des berühmten Klosters Cluny in Burgund, noch den Allerseelentag am 2. November dazu. Nun waren alle versammelt, die prominenten Heiligen, die man um Hilfe anflehen konnte, und die aus dem Freundes- und Familienkreis. Und es wurde auch immer in großer Runde gebetet, was etwas Tröstliches hat. Und gerade auch das haben unsere Gräbersegnungen an Allerheiligen.
Das Gedenken der Verstorbenen findet sich in vielen Religionen und Kulturen. Es ist gut, den Tod nicht zu verdrängen und diejenigen, die vor uns lebten nicht zu vergessen. Wir sind ja geprägt von unserer Familiengeschichte durch Generationen hindurch.
Jahrhunderte lang wurde der Tod nicht ausgegrenzt. Kleine Kinder standen mit am Sterbebett der Großeltern und erlebten die Sterbestunde mit. Wir haben aber oft den Tod tabuisiert und wollen am liebsten gar nichts davon wissen. Doch dieses Verdrängen verringert die Angst vor dem Tod nicht, sie vergrößert sie nur.
Wie unheilvoll diese Verdrängung ist, zeigt sich, wenn einer aus dem engsten Familien- oder Freundeskreis im Sterben liegt, selbst wenn das ein alter, lebensmüder Mensch sein sollte, dies umwirft, die Fassung und das Gleichgewicht verlieren lässt.
Ale Friedhofskultur, alle Erinnerungen und Erinnerungszeichen erlangen so eine heilende, tröstende und stärkende Wirkung. Was uns geprägt hat, die gemeinsame Vergangenheit mit anderen Menschen soll nicht vergessen, abgelöst, ausgelöscht sein. Denn diese Vergangenheit bleibt für uns wichtig. Was wir Gutes von ihnen empfangen haben, bleibt gültig. Was wir an Verletzungen und Zerstörungen bewirkt und erlitten haben, soll gewandelt werden in Versöhnung. Totengedenken bedeutet freilich nicht ein Hängenbleiben an der Vergangenheit, sondern führt für uns Christen in die Gegenwart und in die Zukunft. Wir glauben an die Verbundenheit mit all denen, die uns vorausgegangen sind, und die in der Liebe Gottes unseren irdischen Weg begleiten.
Totengedenken bedeutet so: hoffende Erwartung einer neuen und endgültigen Gemeinschaft. Und zu diesem Ganzwerden gehört unsere Vergangenheit, gehören unsere Verstorbenen.
Nehmen Sie doch Allerheiligen und Allerseelen einmal als Anregung dafür, sich mit dem Gedanken an den Tod zu befassen. Vielleicht spüren Sie, wie ganz allmählich die Furcht davor schwindet, weil Sie sich mit dem Ende vertraut machen. Das beschert möglicherweise eine Gelassenheit und Heiterkeit, die anders nicht zu gewinnen ist. Vielleicht hilft dabei ein Satz von Papst Johannes XXIII., den er am 27. Oktober 1948 an seine Familie schrieb: „Oft an den Tod zu denken ist auch eine Art, sich des Lebens zu freuen!“
Mit besten Grüßen und Wünschen
Ihr Michael Baldauf, Pfarrer
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