Montag, 09. August 2021
Privilegienfest der Saliergesellschaft im Dom

Dr. Norbert Weis predigte bei dem Privilegienfest der Saliegesellschaft.

Die Brote zur "Armenspeisung".

Zum 30. Mal wurde im Dom das Privilegienfest gefeiert.

Gräbersegnung
Dr. Norbert Weis erinnert in seiner Predigt an die Kirchenreformbewegungen des 11.Jahrhunderts – Erlös von Spenden für Projekt der „Gemeindeschwester plus“
Speyer. Zum 30. Mal wurde im Dom am Samstag mit einer feierlichen Lichtermesse das Privilegienfest gefeiert, zur Erinnerung an die von Kaiser Heinrich V. den Bürgern der Stadt Speyer verliehenen besonderen Privilegien aus Anlass der Beisetzung seines Vaters, Kaiser Heinrichs IV. am 7. August 1111 im Dom.
Am 7. August 1106 war dieser in Lüttich verstorben. Da er jedoch im Zustand des Kirchenbannes verstorben war, gab es Auseinandersetzungen um seine Bestattung in geweihter Erde. Der damalige Speyerer Bischof Gebhard verbot Begräbnis und kirchliche Feier im Dom. So wurde der Leichnam in der damals noch ungeweihten Afrakapelle bestattet, bis sein Sohn die Aufhebung des Kirchenbanns erwirken konnte und damit die feierliche Überführung in die Grablege der salischen Kaiser im Dom am 7. August 1111 möglich wurde. Aus diesem Anlass verlieh der Kaiser den Bürgern der Stadt eine Reihe von besonderen Rechten, Grundlage des Aufstiegs der Stadt, und knüpfte sie an das Gebot, jährlich einen Gedenkgottesdienst mit Kerzen und anschließender Armenspeisung zu feiern.
„Darum“, so erinnerte der Vorsitzende der Saliergesellschaft Alfred Schießler bei seiner Begrüßung zu Beginn des Gottesdienstes, „ist dies eigentlich ein Fest der Bürger Speyers“. So wohnten denn auch Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler, Bürgermeisterin Monika Kabs und die hauptamtlich Beigeordnete Irmgard Münch-Weinmann dem Gottesdienst bei, der in diesem Jahr zum ersten Mal von Domkapitular em. Dr. Norbert Weis zelebriert wurde. Musikalisch gestaltet wurde er von einem fünfköpfigen Ensemble der Dommusik unter Leitung von Domkantor Joachim Weller und Domorganist Christoph Keggenhoff.
In seiner Predigt schlug Dr. Norbert Weis einen Bogen zu den Kirchenreformbewegungen des 11.Jahrhunderts. Auch damals ging es um das Verhältnis von Klerus und Laien.
Im nächsten Jahr, 2022, wird das Wormser Konkordat, mit dem der Investiturstreit beigelegt wurde, 900 Jahre zurück liegen. Die Synode von Sutri des Jahres 1046, in der unter dem Vorsitz des später als Heinrich III. zum Kaiser gekrönten Vaters von Heinrich IV. und Großvaters Heinrich V. die Legitimität des Papstes – es gab drei gewählte – geklärt wurde, liegt 975 Jahre zurück. Der designierte Kaiser setzte alle drei Päpste ab und etablierte den ihn begleitenden Bischof Suitger von Bamberg als Papst Clemens II.
Letztendlich ging es bei den Kirchenreformen, die ihren Anfang in Sutri nahmen und die mit dem Wormser Konkordat beendet wurden, um die „Würdigkeit“ des Klerus. Die Kirche sollte aus der Abhängigkeit vom weltlichen Kaiser gelöst werden. Außerdem sollte die Priesterehe abgeschafft werden, und die „Simonie“, d.h. der Kauf kirchlicher Ämter, aufs Strengste unterbunden werden.
Am Ende des Gottesdienstes wurden die Kaisergräber gesegnet und mit Blumen geschmückt und die Brote gesegnet, die in der Nachfolge des Gebots von Kaiser Heinrich V. zur Armenspeisung an die Gottesdienstbesucher verteilt wurden. Seit dem letzten Jahr werden die Kaisergräber von oben, im Kirchenraum gesegnet, statt in einer Prozession zur Krypta. So können die Gottesdienstbesucher unmittelbar die Segnung verfolgen.
Die Spenden für die Brote werden der „Gemeindeschwester plus“, Alexandra Mika, zur Verfügung gestellt. Sie kommen einem Projekt für betagte Speyer und auch Wohnsitzlosen zugute, um sie auf deren Wunsch bei der Nutzung digitaler Technik zu unterstützen. Dafür werden auch SIM-Karten benötigt, die mit den Spenden angeschafft werden sollen.
Text: Andrea Dölle/Fotos: Klaus Landry
Diese Meldung und weitere Nachrichten des Bistums wurde veröffentlicht auf der Internetseite www.dom-zu-speyer.de