Sonntag, 09. April 2023
„Auferstehung ist der Beginn einer neuen Wirklichkeit“

Osterfeuer und Entzündung der Osterkerze in der Vorhalle des Speyerer Doms © Bistum Speyer, Foto: Klaus Landry

Taufe in der Osternacht © Bistum Speyer, Foto: Klaus Landry

Einzug in den Dom am Ostersonntag 2023 © Bistum Speyer, Foto: Klaus Landry

Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann predigt am Ostersonntag im Speyerer Dom © Bistum Speyer, Foto: Klaus Landry
Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann ruft in seiner Osterbotschaft zum Handeln auf – Gottes "Ja zum Leben" als Quelle von Kraft und Mut
Speyer. Mit den Ostergottesdiensten feierten die Gläubigen im Bistum Speyer die Auferstehung Jesu Christi und damit das höchste Fest im Kirchenjahr. In der Osternacht im Dom spendete Bischof Wiesemann einer Frau das Sakrament der Taufe. „Jede und jeder einzelne, der aus dem Geist Christi leben möchte, ist ein Hoffnungszeichen in der Welt. Mit der Taufe sagen wir ja zum auferstandenen Christus“, sagte der Bischof. Zuvor hatte er in seiner Predigt zur Osternacht die Gläubigen dazu ermuntert, den täglichen „Unheilsgeschichten“ von Krieg, Hass und Gewalt die „Heilsgeschichten“ entgegenzusetzen von Menschen, die sich mutig für Versöhnung, Frieden und Gerechtigkeit einsetzten. „Die Heils- und Mutgeschichte von Menschen ist eigentlich die wichtigste Nachricht, die wir weitergeben sollen“, so der Bischof. Mit der Auferstehung Christi habe die Heilsgeschichte ihren Anfang genommen, einer Heilsgeschichte, an der jede und jeder in seinem Leben mitarbeiten könne.
Am Ostersonntag begrüßte Bischof Wiesemann die Menschen in der voll besetzen Kathedrale. Ostern sei die Gelegenheit, in einer Welt voll Krieg und Unsicherheit wieder Freude und Kraft zu finden, sagte der Bischof. Als leuchtendes Beispiel für jemanden, der aus dem Glauben heraus Kraft für schier nicht zu bewältigende Aufgaben gefunden hatte nannte Bischof Wiesemann in seiner Predigt den seligen Paul Josef Nardini, der Mitte des 18. Jahrhunderts als Priester und Sozialreformer vor allem in Pirmasens gewirkt hatte. Sein großer Verdienst „lag in der sensiblen Wahrnehmung der ihn umgebenden Realität bitterster Armut und sozialer Not“ und so habe er sich, trotz widriger Umstände, an die Arbeit gemacht, um den ihm anvertrauten Menschen zu helfen. Wie Jesus habe er mit der „Liebe zum Einzelnen“ begonnen. Jesus habe Kranke geheilt und den ausgestoßenen seine Aufmerksamkeit geschenkt. Wenn seine Jünger fragten „Was ist das für so viele?“, habe er Brot vermehrt, so dass alle davon satt wurden. Nachdem ihn die Jünger nach der Gefangennahme verlassen und verleugnet hatten,sei aus dieser hoffnungslosen Situation das Unmögliche geschehen und Jesus sei nach seinem Tod den Jüngern wieder begegnet und habe ihn neuen Mut gegeben.
So gebe auch heute der Geist des Auferstandenen immer wieder Menschen den Mut und die Kraft, „einfach zu handeln“, sich für das Leben derer einzusetzen, die dies selbst nicht vermögen und sich solidarisch mit den Hilflosen und Schwachen zu zeigen. Auferstehung sei nicht nur etwas, was vor 2000 Jahren stattgefunden habe oder am Ende unseres Lebens auf uns warte, „Auferstehung ist der Beginn einer neuen Wirklichkeit“, so Bischof Wiesemann. Sie beginne im Kleinen, wenn Menschen die von Gott kommende Lebenskraft und Liebe spürten dadurch, dass „das unbedingte Ja Gottes zum Leben in der Auferstehung Christi ein für alle Mal besiegelt wurde“. In „unserer Welt voller Krisenphänomene“ setzten sich Menschen immer wieder für das Lebensrecht anderer ein, für die Bewahrung der Schöpfung oder für den Schutz des ungeborenen Lebens. So könne jede und jeder „anfangen, die Welt zu verändern“, bekräftigte der Bischof.
Zum Abschluss seiner Predigt nahm Bischof Wiesemann noch einmal Bezug zu Paul Josef Nardini. Mit seinem unerschütterlichen Vertrauen in den Gott seines Lebens mache er uns Mut, aus der Kraft des Auferstandenen zu leben, und auch unter schwierigen Umständen „einfach immer neu anzufangen – auch wenn es noch so unvollendet und bruchstückhaft ist.“
Alle Gottesdienste im Dom waren, erstmals seit dem Beginn der Corona Pandemie im Jahr 2020, voll besetzt. Musikalisch gestaltet wurden die Ostergottesdienste von Domorganist Markus Eichenlaub sowie verschiedenen Chorformationen der Dommusik, wo am Ostersonntag auch die Nachwuchschöre mit dabei waren. Für festliche Klänge sorgten zudem die Dombläser.
Der Predigttext zum Ostersonntag im Wortlaut
Ergänzt am Ostermontag, 10. April 2023:
Am Ostermontag zelebrierte Weihbischof Otto Georgens den Gottesdienst im Dom.
In seiner Predigt warb er dafür, die im Evangelium der Emmausjünger enthaltene Einladung anzunehmen. Es gehe darum gemeinsam mit anderen über den Glauben zu reden, die frohe Botschaft zu übersetzen, Gottesdienst zu feiern, das Brot zu brechen und so im Glauben Halt zu finden - trotz schlechter Nachrichten über das Versagen von Kirchenleuten, von Terror und Katastrophen. Nachrichten, die einem den Boden unter den Füßen wegziehen könnten.
„Bei allen schlechten Nachrichten, die wir von wo auch immer erhalten, bei allen Erschütterungen unseres Glaubens und Vertrauens, bei all unseren Zweifeln an dem, wie sich Kirche entwickelt, verstehe ich das Evangelium von den Emmausjüngern als Einladung. Treten wir an die Stelle des namenlosen Jüngers, kommen wir mit Kleopas ins Gespräch über das, was so schwierig ist und unbegreiflich. Wo das geschieht, kann es sein, dass der Dritte sich hinzugesellt, dass er uns die Augen öffnet, um die Zeichen wahrzunehmen und zu verstehen, Zeichen, die uns Mut zur Zukunft machen“, betonte Georgens.
Andres ausgedrückt bedeute dies: „Ohne dass wir uns in überschaubaren Gruppen über unseren Glauben unterhalten und die Botschaft vom Weg Gottes mit uns Menschen immer wieder neu in unsere Lebensbereiche übersetzen, geht es nicht. Und wir brauchen Zeichen, z. B. dass Jesus selbst das Brot für uns bricht, damit uns die Augen aufgehen. Deshalb feiern wir heute – wie schon die allerersten Christen -, dass Jesus das Brot mit uns bricht und wir es miteinander teilen“, so der Weihbischof.
Die Predigt zum Ostermontag von Weihbischof Georgens im Wortlaut
Diese Meldung und weitere Nachrichten des Bistums wurde veröffentlicht auf der Internetseite www.dom-zu-speyer.de