Wochenkommentar
Entschlossen für den Nächsten
Während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 hat unsere Gesellschaft Nächstenliebe, Selbstdisziplin und Demut geübt, indem sie nahezu geschlossen Rücksicht auf die Alten, Kranken und Risikogruppen genommen hat.Eine neue Umfrage des Instituts Insa Consulere für den Deutschen Caritasverband gibt jetzt zu denken: Danach haben 52 Prozent der Befragten den Eindruck, dass die Corona-Pandemie den gesellschaftlichen Zusammenhalt geschwächt hat. Von der großen Solidarität ist viel verloren gegangen.
In einer Zeit, in der wir daran erinnert werden, dass wir zutiefst soziale Wesen sind und von unserem Verhalten Leben und Tod unseres Nächsten abhängen kann, kommt es aber darauf an, nicht sich selbst in den Vordergrund zu stellen. Hoffnung bereitet immerhin, dass laut derselben Umfrage 41 Prozent betonen, sie könnten selbst etwas zum Zusammenhalt beitragen.
Geändert hat sich in den letzten Monaten auch die Einstellung gegenüber den sozialen Berufen. Hatten viele im Frühjahr noch von Balkonen herunter für die Pflegenden Beifall geklatscht, so waren die Held(inn)en des Alltags anschließend schnell vergessen. Laut der Caritas-Studie aber soll die Politik sich nach Meinung von 48 Prozent der Befragten vorrangig der Aufwertung der sozialen Berufe widmen. Die Corona-Pandemie hat vor Augen geführt, dass die Pflegekräfte wahrhaft systemrelevant sind, bessere Arbeitsbedingungen und eine angemessene Bezahlung brauchen.
Die bundesweite Caritas-Kampagne „Miteinander durch die Krise: #DasMachenWirGemeinsam“ hat das richtige Thema zur richtigen Zeit aufgegriffen. In einer Durchhänge-Phase erinnert sie daran, worauf es ankommt: Dass wir alle entschlossen gegen das Virus ein Zeichen der Nächstenliebe setzen.