Mittwoch, 06. August 2025
Solwodi warnt vor Schwierigkeiten beim Schutz von Frauen
Frauenrechtsorganisation kritisiert Kürzungen der Entwicklungshilfe
Die Frauenrechtsorganisation Solwodi äußert Kritik an den Kürzungen der Etats für die Entwicklungshilfe weltweit und in Deutschland. „Gleichzeitig wundern wir uns, warum Menschen sich auf den oft beschwerlichen und gefährlichen Weg nach Europa machen, weil sie in ihren Herkunftsländern keine Perspektive mehr sehen“, kritisiert der Vorstand in dem am 6. August in Koblenz veröffentlichten Jahresbericht 2024. Laut Haushaltsentwurf sinkt der Etat des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) kommendes Jahr um rund 330 Millionen auf 9,94 Milliarden Euro. Bereits von 2024 auf 2025 war er um fast eine Milliarde Euro gekürzt worden.
Den Budgetkürzungen sei auch das seit 30 Jahren bestehende Rückkehr- und Reintegrationsprogramm von Solwodi zum Opfer gefallen, hieß es. Das Programm habe von Gewalt betroffenen Frauen „eine Rückkehr in Würde ermöglicht“. So hätten diese nicht nur Fördersummen für den Existenzaufbau im Herkunftsland erhalten, sondern seien auch mit Nichtregierungsorganisationen (NGO) vor Ort zusammengebracht worden, erklärte Solwodi. Diese hätten die Frauen bei der Integration unterstützt, damit sie „nicht in Strukturen zurückkehren müssen, die überhaupt erst zu Ausbeutung und Flucht geführt haben“. Solwodi bemühe sich nun um eine Programmförderung durch den europäischen Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds.
Als Beispiel für die Arbeit des Projekts nannte die Organisation etwa eine ghanaische Rückkehrerin, die sexuellem Missbrauch und Menschenhandel ausgesetzt gewesen sei. Ihr Asylantrag sei abgelehnt und sie selbst in Abschiebehaft genommen worden. Mithilfe einer lokalen NGO habe die Frau sich mittlerweile mit einem kleinen Schneiderladen selbstständig gemacht.
Solwodi steht für „Solidarity with Women in Distress“ (Solidarität mit Frauen in Not). Zurzeit bietet die Organisation nach eigenen Angaben in 18 Städten in Deutschland 21 Fachberatungsstellen sowie 14 Schutzeinrichtungen und Wohnprojekte an. Auch bei der geschützten Unterbringung von Frauen berichtete die Frauenrechtsorganisation von Schwierigkeiten, etwa wegen einer nicht ausreichenden Zahl an Schutzplätzen und mangelnder Finanzierung. „Inwieweit das am Ende der letzten Legislaturperiode verabschiedete Gewalthilfegesetz, das jeder Frau das Recht auf einen Schutzplatz gewährt, dies verbessert, wird sich zeigen müssen“, heißt im Jahresbericht.
Die Frauenrechtsorganisation präzisierte ihre im März veröffentlichten Zahlen zu Hilfs- und Beratungsanfragen von Frauen. Diese hatten sich von 2 296 Erstkontakten im Jahr 2023 auf 2 589 im vergangenen Jahr erhöht. Nach Herkunftsländern geordnet kamen den Angaben zufolge die meisten Anfragen von Frauen aus Deutschland (166), gefolgt von Bulgarien (133), Syrien (141), der Türkei (133), Nigeria (118), Rumänien (107) und Afghanistan (102). Bei 426 Frauen sei die Herkunft unklar gewesen. Dominierende Themen waren demnach Gewalt (22 Prozent), Asyl (21 Prozent), Prostitution (zehn Prozent) und die generelle Beratung (neun Prozent).
Der Verein wurde 1985 von der im Jahr 2023 gestorbenen Ordensschwester Lea Ackermann bei einem Aufenthalt in Kenia gegründet. Solwodi begann damit, Frauen beim Ausstieg aus der Zwangsprostitution zu unterstützen und richtete später auch in Deutschland Beratungsstellen und Notunterkünfte für Frauen ein. (epd)