Montag, 18. August 2025
Papst Leo isst mit 100 armen Menschen in Castel Gandolfo zu Mittag
Statt die Papstresidenz in Castel Gandolfo zu nutzen, machte Franziskus den Palazzo zum Museum und gründete in den Gärten ein Ökoprojekt. Doch die Bürger vermissten den Papst. Leo XIV. macht jetzt alles wieder gut.
Das hätte Papst Franziskus gefallen: Am Sonntag aß sein Nachfolger Leo XIV. mit rund 100 bedürftigen Menschen zu Mittag - im "Borgo Laudato sì", jenem Teil des päpstlichen Anwesens in Castel Gandolfo, den Franziskus (2013-2025) begründet hatte. Die Sommerresidenz, wo 400 Jahre lang die meisten seiner Vorgänger Urlaub machten, widmete der Papst aus Argentinien zum Museum um und eröffnete in Teilen der rund 55 Hektar umfassenden Grünflächen eine Mischung aus ökologischer Hochschule und Sozialprojekt, das nach seiner Umweltenzyklika "Laudato sì" (2015) benannt ist.
Dass er seinen Urlaub nicht in den Albaner Bergen verbrachte, nahmen die Castellani ihm lange übel. Doch Leo XIV., gerade einmal seit 8. Mai im Amt, verbringt nun schon zum zweiten Mal ein paar Tage bei ihnen - zur anhaltenden Freude der Menschen, nicht zuletzt, weil die Anwesenheit des Papstes auch die Wirtschaft in der ganzen Region befeuert. Den Sonntag hatte er ganz den sozial benachteiligten Menschen gewidmet: Klienten der Suppenküchen, Beratungsstellen und Sozialkaufhäuser der Caritas Albano-Laziale. 2024 waren das laut Caritas fast 50.000 Menschen.
"Allen einen guten Appetit!"
Am Sonntag saßen einige von ihnen an weiß gedeckten Tafeln unter Pavillons in den blühenden Gärten hoch über dem Albaner See. "Es ist so schön, mit euch allen hier am Tisch zu sitzen und die Gaben zu teilen, die der Herr uns geschenkt hat", sagte Papst Leo in seiner kurzen Begrüßung. Seine Tischdamen waren Rosabel Leon, die mit ihrer Familie vor einigen Monaten aus Peru geflohen war, und Gabriella Oliveiro (85), eine der vielen bedürftigen Senioren, die von der Gesellschaft vergessen werden. "Dieser schöne Ort erinnert uns an die Schönheit der Natur und der Schöpfung, lässt uns aber auch daran denken, dass das schönste Geschöpf jenes ist, das nach dem Bild Gottes geschaffen wurde, und das sind wir alle", betonte Leo. "Nun euch allen einen guten Appetit!"
Darauf näherten sich die jungen Frauen und Männer - Freiwillige der Caritas und anderer Initiativen - mit dem ersten Gang des Menus, das auf hübschen Tischkarten verzeichnet war: Gemüselasagne, Auberginenauflauf, Kalbsbraten mit Wildkräutern, Obstsalat sowie ein regional typisches Dessert namens "Dolce Leone". Bei der Menu-Wahl hatten die Verantwortlichen auf Schweinefleisch verzichtet - mit Rücksicht auf die Speisevorschriften von Muslimen und Juden. Für das Catering sorgten lokale Unternehmen und Pizzerien. Außerdem bekam jeder Gast einen Schlüsselanhänger, den Klarissen-Schwestern aus Albano gefertigt hatten. Am meisten hätten sich die Menschen darauf gefreut, Leo ihre Geschichte zu erzählen, berichtete Caritasdirektor Alessio Rossi schon im Vorfeld.
"Jeder ist wertvoll"
Bereits am Morgen hatte der Papst im benachbarten Albano eine Messe mit den Bedürftigen gefeiert. Dabei dankte er allen Menschen, die sozial Benachteiligte unterstützen. Zugleich rief er dazu auf, "nicht zwischen denen zu unterscheiden, die helfen, und denen, denen geholfen wird". In der "Kirche der Armen" sei jeder wertvoll. "Reißen wir Mauern nieder", appellierte der Papst. Es gelte, Vorurteile und Ängste zu überwinden, die Menschen ausgrenzten.
Das Mittagsgebet hielt Leo XIV. dann wieder auf der zentralen Piazza von Castel Gandolfo, die, wie bereits am Fest Mariä Himmelfahrt am Freitag, gefüllt war mit mehr als 2.000 jubelnden Menschen. Dass Leo den 100. Tag seines Pontifikats hier feierte, hatte die Castellani besonders begeistert. Bürgermeister Alberto De Angelis und die anderen Stadtoberen hatten schon im Juni eine Sonderkommission "Heiliger Vater" eingerichtet, in der die örtliche Polizei, Stadtverwaltung und andere Institutionen alles für die Sicherheit des Papstes und auch der nun wieder zahlreichen Touristen tun.
Bis Dienstag will Leo XIV. noch bleiben, dann geht es wieder zurück in den rund 30 Kilometer entfernten Vatikan. Schon in seiner Zeit als Prior des Augustiner-Ordens sowie als Bischof von Chiclayo in Peru (2015-2023) hatte sich der gebürtige US-Amerikaner Robert Francis Prevost (69) verstärkt für Menschen in Notlagen eingesetzt. Doch mit dem ersten größeren Treffen mit sozial Benachteiligten seit seiner Papstwahl hat er sicher nicht nur die Herzen der Castellani erobert. (Sabine Kleyboldt (KNA))