Redaktion der pilger

Freitag, 05. September 2025

Pflanzenkraft, die unter die Haut geht

Wie wirken die Duftöle und was sollte man beachten? Bild: der pilger/hm

Ätherische Öle duften angenehm - und können Menschen mental und körperlich beeinflussen. Was ist dran an den kraftvollen Essenzen? Und warum sollte man bei der Auswahl ganz genau hinschauen?

Ein Tropfen Lavendel kann beruhigen, ein Hauch Zitrone beleben. Ätherische Öle wirken oft sanft - und doch spürbar. Während die einen sie ins Badewasser träufeln, rümpfen andere die Nase. Fachleute sagen: Wer ein paar Dinge beachtet, kann von Aromatherapie durchaus profitieren.

Ätherische Öle sind ursprünglich sozusagen das Immunsystem einer Pflanze - eine hochkonzentrierte Substanz, die sie schützt und stärkt. Pflanzen produzieren diese Öle, um Fressfeinde abzuwehren, Bestäubungsinsekten anzulocken und sich gegen schädliche Mikroorganismen zu schützen. Tatsächlich wirken viele dieser natürlichen Öle wie pflanzliche Antibiotika - und das schon seit Jahrtausenden.

Elisabeth Gaudernak ist Ärztin für Allgemeinmedizin und Fachärztin für Anästhesie und Intensivmedizin sowie medizinische Aromatherapeutin. Sie nennt ein alltägliches Beispiel: "Oreganoöl. Es enthält Carvacrol, einen Inhaltsstoff mit starker antiviraler und antibakterieller Wirkung. Mithilfe eines Aromatogramms kann man die antibakterielle Wirkung ätherischer Öle auf bestimmte Krankheitserreger austesten. Das ist vor allem dann interessant, wenn aufgrund multiresistenter Keime keine Antibiotika mehr wirksam sind. Man kann aber mit dem richtigen ätherischen Öl auch die Wirksamkeit eines Antibiotikums verstärken."

Die Ärztin führt weiter aus: "Spannend ist auch, wenn ätherische Öle anstatt herkömmlicher Medikamente zum Einsatz kommen. So wird ätherisches Pfefferminzöl in der Akuttherapie des Kopfschmerz vom Spannungstyp erfolgreich eingesetzt und wirkt sogar besser als Paracetamol oder Acetylsalicylsäure."

Synthetische Stoffe verfehlen die Wirkung

Allerdings: 77 Prozent der ätherischen Öle auf dem Markt seien synthetisch oder gestreckt. Die Stoffe wurden im Labor künstlich hergestellt und enthalten laut Gaudernak nicht die volle Bandbreite an natürlichen Wirkstoffen: "Solche Stoffe können vom Körper oft nicht verarbeitet werden. Sie blockieren Rezeptoren oder stören biochemische Prozesse - sozusagen wie ein Schlüssel, der zwar ins Schloss passt, sich aber nicht drehen lässt. Die Folge: keine Wirkung oder im schlimmsten Fall sogar Irritationen."

Die Kraft ätherischer Öle beginnt nicht in der Flasche und auch nicht im Labor, sondern tief in der Erde - dort, wo die Pflanzen gedeihen. Ihre Wirkstoffe entstehen durch ein fein abgestimmtes Zusammenspiel von Klima, Boden, Höhenlage und Anbaumethoden. Schon kleinste Unterschiede in Sonnenstunden, Tag-Nacht-Schwankungen oder Bodenbeschaffenheit können das chemische Profil einer Pflanze und damit auch die Qualität des Öls erheblich beeinflussen.

Auf die Details kommt es an

Qualitätsorientierte Hersteller berücksichtigen diese natürlichen Faktoren gezielt. Um ein gleichbleibend wirksames Produkt zu gewährleisten, wird etwa Lavendel nicht nur aus einem einzigen Anbaugebiet bezogen, sondern aus mehreren Regionen mit optimalen Bedingungen. So soll eine ausgewogene Standardisierung entstehen - auf natürliche Weise, ohne künstliche Eingriffe.

Der gesamte Prozess - vom nachhaltigen Anbau über die schonende Destillation bis hin zur unabhängigen Prüfung - ist bei diesen Anbietern auf Reinheit und Wirksamkeit ausgelegt. Viele dieser Öle erfüllen sogar Standards, die eine Anwendung in Lebensmittelqualität ermöglichen - ein Hinweis auf außergewöhnlich gute Qualität und Sicherheit. Zudem arbeiten verantwortungsvolle Hersteller direkt mit lokalen Bauern und Kooperativen zusammen - oft in ländlichen Regionen, in denen der Anbau ätherischer Pflanzen eine wichtige Einkommensquelle darstellt.

Offizielle Bio-Siegel, wie dem EU-Bio-Label, oder USDA Organic, die nach den Richtlinien des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) biologisch zertifiziert sind, garantieren, dass die Pflanzen ohne synthetische Pestizide und Düngemittel angebaut wurden. Manche Hersteller gehen noch weiter und setzen auf eigene Prüfverfahren wie das CPTG™-Verfahren (Certified Pure Tested Grade), bei dem jede Charge durch umfangreiche Analysen wie Gaschromatographie, Massenspektrometrie sowie mikrobiologische und Schwermetalltests auf Reinheit und Authentizität kontrolliert wird.

Kleine Tropfen mit großer Wirkung

Für Konsumenten lohnt sich deshalb ein genauer Blick: Transparente Herkunft, konsequente Reinheit und soziale Verantwortung machen einen entscheidenden Unterschied - und sorgen dafür, dass ein Tropfen Öl nicht nur gut riecht, sondern wirklich etwas bewirkt. Ähnlich wie bei Tee oder anderen Naturprodukten gilt: Wenn Öle nicht helfen oder Beschwerden gar verschlimmern, ist eine Rücksprache mit Ärztin oder Apotheker sinnvoll.

Grundsätzlich zeigt sich, dass ätherische Öle nicht nur gut riechen, sondern laut Studien und einer Vielzahl von Erfahrungsberichten aus der Praxis der medizinischen Aromatherapeutin Gaudernak komplexe Naturstoffe mit belegbarer Wirkung sind. Wer auf Reinheit achtet, kann sich mit einem Tropfen Lavendel, Pfefferminze oder Zitrone nicht nur Gutes tun - sondern vielleicht auch sanfte Unterstützung bei Schlafproblemen, Stress, Schmerzen oder Stimmung finden. (Sabine Schüller/KNA)

 

Wie ätherische Öle wirken - und was dabei im Körper passiert

Ein Tropfen kann viel bewirken: Ätherische Öle wirken im Körper an verschiedenen Stellen und auf unterschiedliche Weise. Doch nur die richtige Anwendung macht sie wirksam.

Ätherische Öle können je nach Anwendung bei unterschiedlichen Beschwerden hilfreich sein: einreiben etwa bei Muskelverspannungen, Inhalation bei Erkältungen oder Stress. Vorsicht ist bei Kindern, Schwangeren oder im direkten Kontakt zu Haustieren geboten - und nur hochwertige Öle in geprüfter Qualität zu verwenden. Konkrete Hinweise gibt die Medizinerin Elisabeth Gaudernak, die auch als medizinische Aromatherapeutin tätig ist.

Einatmen - Beim Riechen gelangen Duftmoleküle über die Nase direkt ins Gehirn - ins limbische System, das Zentrum für Emotionen und Erinnerungen. Düfte können so blitzschnell Gefühle auslösen: Freude, Entspannung, Klarheit. "Gefühle sind Chemie in Bewegung", erklärt Gaudernak. So kann etwa Lavendelöl beruhigend und angstlösend wirken. In Deutschland gibt es Lavendel auch als Medikament in der Apotheke.

Äußerliche Anwendung - Ätherische Öle dringen durch die Haut, gelangen in den Blutkreislauf und entfalten dort ihre Wirkung. Zum Beispiel bei Spannungskopfschmerz: Pfefferminzöl (Menthol) wird auf die Schläfen aufgetragen. "Eine randomisierte Doppelblindstudie zeigte, dass Pfefferminzöl bei Spannungskopfschmerz genauso wirksam sein kann wie 1.000 mg Paracetamol - ohne die Nebenwirkungen", sagt die Ärztin.

Innerlich - Reine Öle dürfen - nur in Lebensmittelqualität und nach ärztlicher Rücksprache - auch eingenommen werden. In der Leber werden die Wirkstoffe verstoffwechselt, in ihre Bestandteile aufgespalten und so vom Körper verwertet. Ein Beispiel dafür ist laut der Ärztin Zitronenöl: Es wirkt antioxidativ und kann stimmungsaufhellend wirken, indem es die Serotonin- und Dopaminproduktion im Gehirn beeinflusst.

Inhalation - Hierbei gelangen Duftmoleküle über die Nase in die Lunge, ins Blut - bis in die Zellen. Dabei durchdringen sie die Zellmembran, was besonders bei viralen Infekten hilfreich sein kann: Sie wirken dort, wo viele Antibiotika an Grenzen stoßen. Beispielsweise ist Oreganoöl in der Lage, Viren zu hemmen, ohne gesunde Zellen zu schädigen: Studien zeigen, dass Carvacrol, ein Hauptbestandteil des Öls, die Fusion von HIV-1-Viren mit Zielzellen hemmen kann. (kna)

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