Redaktion der pilger

Donnerstag, 10. Juli 2025

Wem bin ich der Nächste?

Das Wadi Quelt mit dem Weg von Jerusalem nach Jericho gibt es heute noch wie im Gleichnis vom barmherzigen Samariter. (Foto:AdobeStock/Astrid Guenther)

An der Liebe zu Gott und an der Liebe zum Nächsten hängt alles. Aber beide „Lieben“ müssen täglich mit Ja beantwortet und im Tun wahrgemacht werden. Zum 15. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr C

Es ist kein leichter Weg, eher anstrengend: rund dreißig Kilometer durch die judäische Wüste. Auch wenn es meist bergab geht, muss man gut planen, genug dabei haben für Durst und Hunger. Der Höhenunterschied beträgt 1 200 Meter, und es gibt viele steile Felsschluchten, ein ausgetrocknetes Wadi und bröckeliges Gestein. Leicht kann der Fuß umknicken, oder der Esel hat wieder seine störrische Phase. Das ist kein leichter Spaziergang, sondern einer mit Strapazen. Schnell ist man müde und erschöpft. Und man wünscht sich bald ans Ziel und an den Quellen und den schattigen Bäumen in Jericho. Unterwegs können auch heute noch Räuber und Diebe lauern, die Einzelpersonen überfallen und ausrauben.

Jeder, der schon mal durchs Wadi Quelt, dem Wadi, das von Jerusalem nach Jericho führt, gegangen ist, wird ähnliche Gedanken gehabt haben. Bestimmt auch der Mann aus Samarien, der in Jerusalem war und nun wahrscheinlich nach Hause will. Aber da liegt jemand am Wegrand, blutend, zusammengeschlagen. Was wird er wohl gedacht haben?

Der Nächste kann stören
Das hat mir gerade noch gefehlt! Eigentlich passt es mir gerade nicht, ich habe viel zu tun. Wenn ich Dir helfe, verpasse ich meine Angelegenheiten und Geschäfte, komme ich zu spät nach Hause, zu meiner Familie, die wartet und sich Sorgen macht. Wenn ich Dir jetzt helfe, verpasse ich meinen Gottesdienst. Wenn ich Dir jetzt helfe, mache ich mich schmutzig, werde ich auch blutverschmiert, werde ich unrein. Oder vielleicht ist es ja auch eine Falle?

Wie bequem wäre es in unserem Leben, wenn man die Verwundeten direkt vor der eigenen Tür fände. Aber da sind sie nicht – meistens jedenfalls. Ja, meistens kommt alles zusammen: Man findet den Hilflosen gerade dann, wenn man selbst angeschlagen ist, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann, wenn man erschöpft durch das Wadi seines Lebens gehen muss, nach unten, wenn man am Tiefpunkt ist. Mensch, Du hast mir gerade noch gefehlt. Ja, diese Not stört, der Nächste stört, aber Störungen haben Vorrang, der Nächste hat den Vorrang. Auch wenn er nicht zu meiner Familie gehört, nicht zu meinem Stamm, nicht zu meiner Nation oder Rasse. Ja selbst, wenn er mir verhasst ist. Auch nach 2 000 Jahren hallt die Frage des Gesetzeslehrers nach: Wer ist mein Nächster?

Die Frage müsste eigentlich anders formuliert werden, so wie es Jesus am Schluss der Parabel formuliert: nicht statisch, sondern aktiv, beziehungsmäßig, dynamisch – im Dativ! Wer ist dem Notleidenden zum Nächsten geworden? Besser: nicht wer ist? Sondern: Wem bin ich der Nächste? Denn diese Frage lässt sich nämlich nicht theoretisch beantworten! Weil jede Situation – heute, morgen, übermorgen – mich zum Nächsten machen kann. Ich kann mir mein Nächster-Sein nicht aussuchen. Nur eines bleibt in allen Situationen gleich: Es geht ums Tun, um die Barmherzigkeit.

Gottesliebe, Nächstenliebe
Aber vor lauter Nächstem-Sein und „wem bin ich der Nächste“, dürfen wir den Anfang des Evangeliums nicht vergessen, die Frage nach dem Hauptgebot: die andere Seite der Medaille, die andere Hälfte.

Was ist das Hauptgebot, was ist uns Menschen vor allem geboten? Es ist das Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe: Du sollst den Herrn, Deinen Gott lieben, mit Deinem ganzen Herzen und Deiner ganzen Seele, mit Deiner ganzen Kraft und mit Deinem ganzen Denken. Und deinen Nächsten wie Dich selbst.

Gelingt uns das in unserem täglichen Leben? Haben wir so viel Gottesliebe und Gottvertrauen? Oder sagen wir vor lauter aktiver Nächstenliebe eher: Gott! Du hast mir gerade noch gefehlt; eigentlich passt es, passt Du mir gerade nicht, denn ich habe momentan viel zu tun. Siehst Du nicht, wie ich beschäftigt ich bin? Aber beides: Die Liebe zu Gott und zum Nächsten sind das Hauptgebot! Wichtig ist das: Und!

Das Wadi Quelt mit dem Weg von Jerusalem nach Jericho gibt es heute noch wie im Gleichnis vom barmherzigen Samariter. (Pater Elias Pfiffi OSB)

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