Redaktion der pilger

Montag, 01. September 2025

„Auf weitere 100 Jahre Caritas-Zentrum Saarpfalz“

Bei der Jubiläumsfeier, von links: Andreas Heinz (Leiter Caritas-Zentrum), Ulrike Zawar (Kreis), Barbara Aßmann (Caritasdirektorin), Eric Klein (Dekan), Annette Martin, Olaf Blaumeiser (Beigeordneter St. Ingbert), Philipp Scheidweiler (Beigeordneter Homburg) und Mathias Schappert (Caritas-Zentrum St. Ingbert). Bild: Kreiner/CV

Mit einem bewegenden Festakt hat das Caritas-Zentrum Saarpfalz am Freitag im Homburger Saalbau seinen 100. Geburtstag gefeiert. Zahlreiche Gäste aus Politik, Kirche, Gesellschaft und Ehrenamt waren gekommen. Früher wie heute stehen dabei der Mensch und die gelebte Nächstenliebe im Mittelpunkt – ein Leitmotiv, das sich wie ein roter Faden durch die gesamte Geschichte der Caritas zieht.

„Die gesamte 100-jährige Entwicklung des Caritas-Zentrums Saarpfalz in einem einzigen Vortrag zusammenzufassen, würde jeden zeitlichen Rahmen sprengen“, betonte der Zentrumsleiter Andreas Heinz gleich zu Beginn. Doch einige Stationen aus der langen Tradition wollte er dennoch hervorheben. So wurde 1925 der erste hauptamtliche Caritas-Mitarbeiter in der Saarpfalz eingestellt – nicht in Homburg, wo heute der Hauptsitz angesiedelt ist, sondern im damals etwa 26.000 Einwohner zählenden St. Ingbert. „Vorher gab es aber auch schon viele Ehrenamtliche, die mit großem Einsatz für Menschen in Not da waren“, erinnerte Heinz.

In den Anfangsjahren lag der Schwerpunkt vor allem auf der Integration von Geflüchteten, auf materieller Nothilfe und auf der Verteilung von Lebensmitteln. Kurz gesagt: Die Caritas stand an der Seite der Ärmsten der Armen. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Arbeit stark eingeschränkt, doch nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Dienste gefragter denn je. 1946 kam ein zweiter hauptamtlicher Mitarbeiter hinzu. Damals ging es schlicht ums Überleben – um das tägliche Brot, um ein Dach über dem Kopf, um Wärme in kalten Wintern.

Heinz: Wohnungslosigkeit gravierendes Problem

Über die Jahrzehnte hinweg hat sich das Caritas-Zentrum Saarpfalz beständig weiterentwickelt. Neue Aufgabenfelder kamen hinzu, bestehende Angebote wurden professionalisiert und ausgebaut. Heute deckt die Einrichtung ein breites Spektrum ab: von allgemeiner Sozialberatung über ambulante Hospizarbeit, Wohnungslosenhilfe im St. Ingberter „Treff em Gässje“ und Erziehungs-, Ehe- und Lebensberatung bis hin zur Gemeindecaritas, einer vielfältigen Kinder- und Jugendarbeit, Migrations- und Suchtberatung, Präventionsprogrammen sowie Schwangerschaftsberatung. Besonders stolz ist Heinz auf die enge Kooperation mit kommunalen Sozialstellen wie Jobcentern oder Wohngeldstellen.

Doch trotz aller Erfolge sieht er auch die wachsenden Herausforderungen: „Es gibt viele Menschen, die nicht an das Sozialgeld kommen, das ihnen eigentlich zusteht“, beklagte er. Ein weiteres gravierendes Problem sei die steigende Zahl an Wohnungslosen. Allein in Homburg vergibt die Caritas jedes Jahr rund 200 Postadressen – eine lebensnotwendige Voraussetzung für Menschen ohne festen Wohnsitz, um Zugang zu Krankenversicherung und Sozialleistungen zu erhalten. „Nur so können sie wieder die Chance bekommen, in ein geordnetes Leben zurückzufinden.“ Deshalb warb Heinz eindringlich für den geplanten Wohnungslosentreff St. Michael in Homburg, der aktuell noch in der Konzeptionsphase ist.

„Die Caritas lebt nicht von Worten, sondern von Taten“

Auch die geladenen Gäste aus Politik und Kirche würdigten die Arbeit des Zentrums. Für den saarländischen Sozialminister Magnus Jung sind 100-Jahre-Jubiläen immer ein besonderer Anlass zum Innehalten. Mit Blick auf die Caritas Saarpfalz betonte er, dass Notlagen und das Bedürfnis nach Unterstützung auch heute noch vielfältig vorhanden seien. „Aber auch die Hilfsmöglichkeiten sind vielfältig. Die Haltung der Caritas, sich diesen Herausforderungen immer wieder neu zu stellen, ist großartig“, sagte Jung.

Nächstenliebe sei das Grundmotiv, das jeden Arbeitsschritt präge. In Deutschland habe sich in den vergangenen Jahrzehnten ein gutes Sozialsystem etabliert. Dennoch warnte der Minister vor einer immer weiter auseinandergehenden Schere zwischen Arm und Reich. Gleichheit und Ungleichheit seien ein immer bedeutsameres Thema, dem es sich politisch zu stellen gelte.

Dekan Eric Klein hob in seiner Ansprache hervor, dass sich die Arbeit der Caritas nicht in Zahlen und Statistiken erfassen lasse. „Geleistete Arbeitsstunden oder gefahrene Kilometer spielen keine Rolle. Entscheidend ist, dass die Caritas nicht von Worten lebt, sondern von Taten.“ Es seien die vielen kleinen Gesten, die alltägliche Unterstützung, das offene Ohr – Dinge, die oft unsichtbar bleiben, aber den entscheidenden Unterschied im Leben vieler Menschen ausmachen.

„Da kann ja jeder kommen“ – und genau das ist gewollt

Auch Homburgs Oberbürgermeister Michael Forster unterstrich die Bedeutung des Zentrums für die Region. „Die Stärke einer Gesellschaft wird daran gemessen, wie sie mit den Schwachen umgeht“, sagte er. Es falle ihm schwer, sich vorzustellen, wie entbehrungsreich das Leben vor 100 Jahren gewesen sei. „Doch auch heute gibt es Menschen, die unter materieller Not leiden – wenn auch in anderer Dimension. Umso wichtiger ist das breite Hilfsangebot der Caritas Saarpfalz.“

Zum 100. Geburtstag waren die Besucherinnen und Besucher des Festakts eingeladen, ihre Wünsche für die Zukunft auf Postkarten niederzuschreiben. Drei davon wurden von Mathias Schappert verlesen: der Wunsch nach Zusammenhalt auch in schweren Zeiten, die Hoffnung auf weiterhin starke Unterstützung durch die Caritas – und schließlich der Appell: „Auf weitere 100 Jahre Caritas Saarpfalz.“

Passend zum Jubiläum steht die Caritas bundesweit in diesem Jahr unter dem Leitmotiv der „Caritas öffnet Türen - Da kann ja jeder kommen“ –lautet der begleitende Spruch, der die Grundhaltung des Verbandes auf den Punkt bringt. Für das Caritas-Zentrum Saarpfalz ist das keine leere Parole, sondern seit vielen Jahren gelebte Praxis: Jede und jeder ist willkommen, unabhängig von Herkunft, Religion oder sozialem Status. (Paul H. Kreiner/Caritasverband für die Diözese Speyer )

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