Donnerstag, 03. Juli 2025
Mehr als nur Phantasie

Auf dem Wandgemälde „Fresque des Lyonnais“ von 1995, auf dem die berühmtesten Lyoner verewigt sind, befinden sich auch der kleine Prinz und Antoine de Saint-Exupéry. (Foto: actionpress_91076253)
Vor 125 Jahren wurde Antoine de Saint-Exupéry geboren. Das bekannteste Werk des passionierten Fliegers und Autors ist „Der kleine Prinz“. Es wird schnell ein internationaler Erfolg.
Das Jahr 1935: Zwei Männer stürzen bei einem Flug über der Sahara ab. Sie kämpfen gegen Durst, gegen die Verzweiflung – gegen den Tod. Doch die beiden Männer werden von einer Karawane gerettet. Einer von ihnen wird später eine der bekanntesten Geschichten der Weltliteratur schreiben.
Das Fliegen begeistert Antoine de Saint-Exupéry schon früh. Geboren am 29. Juni 1900 in Lyon, tritt er mit 21 seinen Militärdienst an und lässt sich zunächst zum Flugzeugmechaniker ausbilden. Die Pilotenausbildung kann er bei der Armee nicht machen und nimmt daher Privatflugstunden. Die Familie seiner Verlobten Louise de Vilmorin überzeugt ihn zwar kurzzeitig, das Fliegen aufzugeben. Doch die Verlobung hält nicht lange. Und so fliegt er schon bald wieder. Ab 1923 zum Beispiel Rundflüge über Paris für Touristen.
Vom Flieger zum fliegenden Autor
Auch seine Autorenschaft ist eng mit dem Fliegen verbunden: 1925 verfasst er die Novelle „Der Flieger“. Ab 1926 arbeitet er bei einer Luftfrachtgesellschaft und wird Postflieger, erst auf der Strecke Toulouse-Casablanca, dann Casablanca-Dakar. Diese Zeit verarbeitet er später in „Südkurier“. 1931 erscheint „Nachtflug“, inspiriert durch seine Tätigkeit bei der Flugpost in Argentinien. In dieser Zeit spielt auch der Film „Saint-Exupéry – Die Geschichte vor dem kleinen Prinzen“. 1931 heiratet er die Künstlerin Consuelo Suncin Sandoval de Gómez, die sein Leben und Schreiben stark beeinflusst.
Die Erfahrungen des Flugzeugabsturz 1935, den Saint-Exupéry mit seinem Mechaniker nur knapp überlebt, tauchen in seinen Werken „Wind, Sand und Sterne“ (1939) und teils auch 1943 in „Der kleine Prinz“ auf. Im Zweiten Weltkrieg bildet er zunächst Piloten aus, später macht er Aufklärungsflüge. Ende 1940 reist er nach New York und verarbeitet die Kriegserlebnisse in „Flug nach Arras“. In dieser Zeit entsteht auch die liebenswerte Geschichte des kleinen Prinzen in seinem grünen Anzug.Das Fliegen ist es auch, das dem Schriftsteller zum Verhängnis wird. Am 31. Juli 1944 startet er zu einem Aufklärungsflug für die Alliierten, der auch planmäßig sein letzter sein soll, in Richtung südfranzösische Küste. Doch er kehrt nicht zurück. 1998 wird ein Armband von ihm gefunden, 2004 werden die Überreste seines Flugzeugs bei Marseille geborgen, doch die Absturzursache bleibt weiter unklar. 2008 behauptet Horst Rippert, ZDF-Sportreporter und ehemaliger deutscher Jagdflieger, Saint-Exupéry abgeschossen zu haben.
„Der kleine Prinz“ macht Karriere
Den Erfolg seines heute bekanntesten Werks erlebt der Autor nicht mehr. „Der kleine Prinz“ findet sein Publikum in mittlerweile mehr als 300 Sprachen und gilt vielen damit nach Bibel und Koran als beliebtestes Buch. Der Verlag Karl Rauch in Düsseldorf, in dem es 1950 zuerst auf Deutsch erschien, sieht den Grund dafür in den vielen Anknüpfungspunkten der Geschichte: „Das Werk kann in vielerlei Hinsicht interpretiert werden: philosophisch, politisch, zeitgeschichtlich, humanistisch oder einfach als charmantes Kinder- oder Geschenkbuch betrachtet werden“, so eine Sprecherin.
2015 ist das Urheberrecht abgelaufen. Seitdem sind auch andere Verlage mit dem „kleinen Prinzen“ am Start. In der internationalen Jugendbibliothek in München scheint das Taschenbuch mittlerweile weniger gefragt zu sein. Dafür wird häufiger ein dazugehöriger Tonie verliehen – also eine kleine Figur, die über eine Lautsprecherbox Inhalte abspielen kann. (Hannah Krewer, KNA)