Samstag, 26. Juli 2025
Kreuz, Segen und Hoffnung für unterwegs

In der Afra-Kapelle des Domes: Regens Franz Vogelgesang segnet Pilgerinnen und Pilger für ihren Weg.

Das Interesse auch der Medien an der Idee des Staffelpilgerns ist groß: Irina Kreusch im Interview.

Mit diesem Tau-Kreuz im Rucksack marschieren die Staffelpilger gen Rom.

Ein letztes Lied zum Abschied... und dann geht es von Speyer los.

Hier gehts nach Rom: Nach rund einem Kilometer ist die Rheinniederung südlich von Speyer erreicht. Bilder: der pilger
Gottesdienst, Segensgebet und Pilger-Frühstück – so gestärkt sind am 25. Juli in Speyer die ersten Pfälzer „Staffelpilger“ nach Rom aufgebrochen.
Die festliche Frühmesse in der Afra-Kapelle des Speyerer Domes stand an diesem Tag ganz im Zeichen des Apostels Jakobus. Zu dessen Grab im spanischen Santiago de Compostela führen fast aus aller Welt die bekanntesten Pilgerwege. Domkapitular Franz Vogelgesang schlug in seiner Predigt einen Bogen vom Leben des Jakobus zum modernen Pilgern heute, das ohne die Kraft zum Aufbruch und die Hoffnung auf ein glückliches Ankommen nicht möglich sei. Am Ende der Messfeier segnete Vogelgesang die Pilgerinnen und Pilger und wünschte ihnen einen guten Weg.
Nach Spanien marschieren die Frauen und Männer allerdings nicht. Ihr Fernziel heißt Rom. Im Heiligen Jahr 2025 geht es dorthin unter der Überschrift „Pilger der Hoffnung“. Weil der Fußmarsch über 1800 Kilometer etwa zwölf Wochen in Anspruch nimmt, ist er in Wochenetappen aufgeteilt. Das heißt, jede und jeder kann so viele Wochen und Kilometer gehen, wie es zum Lebensalltag oder in den Urlaub passt. Die Idee dazu stammt von Dr. Irina Kreusch, die im Bischöflichen Ordinariat die Hauptabteilung für Schulen, Hochschulen und Bildung leitet. Sie ist seit Jahren ein richtiger Pilger-Fan. Die ersten Tagesstrecken begleitet Kreusch die Staffelpilger der ersten Etappe. Nicht alleine übrigens. „Wenn ich pilgere, tue ich das nicht alleine. Dann sind immer noch vier Pfoten mit unterwegs“, spielt die Theologin auf ihre griechische Mischlingshündin Kali an.
Von Speyer geht ein knappes Dutzend Personen los. Einer von ihnen ist Dr. Klaus Eichenlaub (78), der als Profi-Pilger gelten kann: Mehrmals war er zu Fuß in Rom, ging den Jerusalemweg und lief viermal nach Santiago. „Ich bin eigentlich ein passionierter Einzelpilger, trotzdem hat mich die Idee mit den Etappengruppen interessiert.“ Bisher schätzte es Eichenlaub, völlig auf sich gestellt zu sein, unabhängig von anderen sein eigenes Tempo und seine Tagesstrecken zu gehen. „Wenn man alleine geht, hören die Ohren besser, sehen die Augen genauer hin, die Nase riecht mehr – und kommen die Gedanken besser in den Füßen an. Wenn man mit anderen im Gespräch ist, naja – dann ist man eben abgelenkt und unaufmerksam für den Weg und das Leben.“ Jetzt ist Eichenlaub ziemlich gespannt, wie es ihm in der Gruppe ergeht: „Ich hoffe, dass wir uns gegenseitig bereichern. Wenn Interesse bei den anderen da ist, kann ich ihnen auch etwas weitergeben.“ Eichenlaub ist Historiker und interessiert sich stark für Kunstgeschichte. „Wir kommen durch wunderbare Städte, können eindrucksvolle Kirchen sehen.“ Die volle Zwölf-Wochen-Tour möchte Klaus Eichenlaub nicht laufen, zu Hause bleibe dann zu viel liegen, sagt er. Aber die Hälfte der Zeit will er mit dabei sein.
Für die erste Etappe hat sich Susanna Altenburg entschieden: Von Speyer nach Straßburg geht es für die 64-Jährige. „Beim Pilgern bin ich ein Neuling“, bekennt sie und räumt „einigen Respekt vor der erforderlichen Leistung“ ein. Altenburg hat sich vorgenommen, auf jeden Fall ihr eigenes Tempo zu gehen. „Vielleicht sind die anderen ja immer voraus – aber das stört mich dann nicht.“ Ihr großer Wunsch, ganz bis Rom zu pilgern – oder doch mindestens die letzte Etappe im Oktober mit dem „Zieleinlauf“ in Rom mitzugehen – hat sich leider nicht erfüllt, aus beruflichen Gründen. Was Wandern und auch Wanderexerzitien angeht, hat Altenburg schon einige Erfahrungen gesammelt. Und dazu gehört die Ahnung davon, dass auf dem Weg noch jemand auf sie wartet: Gott. Und so hat sie eine große Hoffnung für den Pilgerweg durch Pfalz und Elsass: „Unterwegs, wenn ich mit mir und meinen Gedanken alleine bin, möchte ich etwas von Gott erfahren.“
Aktuell nur mal „Reinschmecken“ ins „Pilger-Feeling“ will das Ehepaar König. Stephanie (59) und Wolfgang (60) haben sich für diesen Freitag freigenommen und gehen jetzt von Speyer nach Bellheim „oder vielleicht auch bis Rülzheim“. Das ist eine Tagesetappe. Für die Königs ist es eine Probe, für das, was später, im August noch folgt. Denn beim Staffelpilgern haben sie sich zwei Wochenetappen ausgewählt, nämlich von Lausanne auf der Via Francigena Richtung Süden über den Großen St. Bernhard-Pass bis nach Ivrea. „Wir sind einfach gerne zu Fuß unterwegs, wochenends am liebsten im Wald und im Urlaub früher gerne in den Bergen“, erzählt Wolfgang König. Vor der Corona-Zeit haben die beiden die Nordroute des Pfälzer Jakobswegs bis Hornbach ausprobiert – und kamen auf den Geschmack. „Ich glaube, das Staffelpilgern ist jetzt für uns genau das Richtige. Unterwegssein und Pilgern, das ist für mich ein Symbol für das gesamte Leben. Das Leben ist eine Pilgerschaft über Höhen und durch Tiefen, auf guten und schlechten Wegen.“ Das Vertrauen auf Gott sei da ein Begleiter und eine Stütze: „Dieser Glaube ist in unserem Leben sehr wichtig.“
Ein wichtiges Symbol dieses Glaubens ist das Kreuz – es begleitet die Pilgerinnen und Pilger. Jede und jeder von ihnen erhielt ein kleines Taukreuz mit der Aufschrift „Speyer-Rom 2025“ für um den Hals zu tragen. Und ein größeres Kreuz, nicht viel mehr als 200 Gramm schwer, geleiten die Staffelpilger nach Rom. Sicher verpackt in einer Tasche und im jeweiligen Rucksack geborgen, wird es von Gruppe zu Gruppe weitergereicht. Am 18. Oktober soll es in Rom eintreffen. (Hubert Mathes)